Was ist die GEE? Was bedeutet pointblank range? Wie schießen Sie Ihre Waffe richtig an? Diese und weitere Fragen beantworten möchten wir in unserem ersten Artikel zum Thema Schießtechnik.

Am Anfang steht immer die graue Theorie. Auch beim Anschießen von Jagdwaffen sollten Sie einen Grundstock an theoretischem Wissen zum Anschießen von Waffen und Ballistik haben, um überhaupt zu wissen was sie tun. Im Folgenden werden wir kurz auf die Theorie des Anschießens eingehen, um dann genau zu erklären, wie Sie Ihre Waffe anschießen können.

ei Sportschützen ist die Theorie des Justierens relativ simpel. Ein Sportschütze justiert seine Waffe auf eine zuvor festgelegte Entfernung, da beim sportlichen Schießen die Entfernungen nicht variieren bzw. vorher bekannt sind. Auf der Jagd schießen wir nicht auf fest vorgegebene Entfernungen, was bedeutet dass wir immer einen Fehlschuss provozieren, wenn wir nicht auf die justierte Entfernung schießen. Um nicht daneben zu schießen, muss der Jäger seine abweichende Treffpunktlage kompensieren. Hierzu gibt es drei verschiedene Methoden:

Eine Büchse speziell zur Schwarzwildjagd
  1. Inkaufnahme einer definierten Abweichung,
  2. Schätzen oder Messen der Entfernung und anschließend die Treffpunktlage durch verlegen des Haltepunktes korrigieren,
  3. Schätzen oder Messen der Entfernung und anschließend das Visier auf die Entfernung einstellen.

Für das praktische Schießen auf der Jagd ist es Gang und Gebe eine zuvor definierte Abweichung in Kauf zu nehmen (Methode 1). Die beiden Möglichkeiten, diese Abweichungen zu definieren und die Waffen entsprechend zu justieren, sind das „Battlefield Zero“ und die Justierung der Waffe auf die GEE. Die Methode 2 und 3 setzen eine zuvor justierte Waffe, entsprechende Optiken und eine genau Kenntnis der ballistischen Eigenarten der eigenen Waffe voraus. Aus diesem Grund erläutere ich diese Methoden in zwei weiteren Artikeln.

Was hat das Battlefield Zero mit der GEE zu tun?

Grundsätzlich haben diese beiden Einschießmethoden nichts miteinander zu tun, denn das sog. „Battlefield Zero“ oder „Durchgehender Visierbereich“ ist eine militärische Justiermethode, die GEE ist hingegen eine jagdliche Justiermethode. Beim Battlefield Zero justiert man die Waffe so, dass über eine möglichst große Entfernung lediglich eine Visiereinstellung bzw. Haltepunkt genutzt werden kann und das Projektil während der gesamten Flugbahn nicht über die halbe Zielhöhe hinaus steigt. Die halbe Zielhöhe, ist die Hälfte der gesamten Ausdehnung einer letalen Trefferzone von dem Tier, welches man jagen möchte. Gehen wir von einer letalen Trefferzone bei einem Reh (ca. 25 cm) aus, entspricht die halbe Zielhöhe 12,5 cm. Setzt man nun die halbe Zielhöhe mit der maximalen Scheitelhöhe gleich, erhält man das Battlefield Zero.

Das Battlefield Zero

Die „GEE“ oder „günstige Einschiess-Entfernung“ ist eine Angabe, die  vom Munitionsherstellern abhängig ist. In der Regel gibt sie die Entfernung an, bei der das Projektil auf seiner Flugbahn das zweite Mal die Visierlinie schneidet, bei einem maximalen Hochschuss von 5 cm oberhalb der Visierlinie. Beim Anschießen der Waffe, müssen Sie immer bedenken, dass die Munitionshersteller die GEE unter Laborbedingungen mit einer genormten Visiererhöhung (Visiererhöhung = Abstand zwischen Visierlinie und Laufseelenachse) ermittelt haben. Dies bedeutet, dass Sie die Angaben des Herstellers nicht eins zu eins auf Ihre Waffenkonfiguration übertragen können. Im jagdlichen Bereich ist das Einschießen der Waffe auf die GEE die gebräuchliche Methode, da der Jäger mit dieser Methode die volle ballistische Leistungsfähigkeit seiner Laborierung ausnutzen kann. Justieren Sie Ihre Waffe auf das Battlefield Zero können Sie lediglich eine Wildart waidgerecht bejagen.

Die günstige Einschieß Entfernung

Unabhängig von der Justierung können Sie Ihre individuelle pointblank range bestimmen. Die pointblank range beschreibt den Bereich der Geschossflugbahn, innerhalb dessen das Geschoss nicht tiefer fällt als die maximale Scheitelhöhe. Genauer gesagt definiert sie die Strecke, auf der man mit demselben Haltepunkt, auf eine vordefinierte Trefferzone wirken kann und die Treffer immer innerhalb der Trefferzone liegen. Die genaue Kenntnis der pointblank range ist unserer Meinung nach unerlässlich, um einen waidgerechten Schuss antragen zu können.

Die Pointblank range

Da das Einschießen der Waffen nach der GEE die übliche Justiermethode von Jagdwaffen ist und jeder die GEE der Verpackung seiner Munition entnehmen kann, werde ich im weiteren Verlauf das Justieren auf die GEE beschreiben.

Wie schießen Sie eine Büchse an?

Die präziseste Büchse ist wertlos, wenn sie nicht richtig angeschossen wurde und der Schütze nichts taugt. Sollten Sie keine Erfahrung im Anschießen von Waffen haben, können Sie einen Schießlehrer beauftragen Ihre Waffe zusammen mit Ihnen anzuschießen, denn jeder Schütze hat einen kleinen individuellen Schießfehler, der beim Anschießend der Waffe berücksichtigt werden muss. Zudem muss eine Büchse in regelmäßigen Abständen und angepasst auf die jagdliche Situation angeschossen werden. Damit Sie nicht für jedes Anschießen Ihrer Waffe einen Schießlehrer beauftragen müssen, erklären wir Ihnen wie Sie Ihre Waffe selbst anschießen können. Wahrscheinlich benötigen Sie etwas Training auf dem Hundertmeterstand, bis die Waffe zufriedenstellend eingeschossen ist, aber jeder Trainingsschuss verringert die Wahrscheinlichkeit einer Nachsuche, was wir dem Wild schuldig sind.

Wann müssen Sie Ihre Büchse neu anschießen?

  • Nun ja, sobald Sie das erste Mal Ihre Waffe „in Betrieb nehmen“ ist das Feststellen der Treffpunktlage unumgänglich.
  • Aber auch nach der Montage eines neuen Zielfernrohrs,
  • oder dem Neukauf von Munition. Schon die Verwendung eines neuen Munitionsloses kann, selbst bei gleichem Fabrikat zu einer Abweichung der Treffpunktlage führen.
  • Sollte Ihre Visierung einen Schlag abbekommen haben müssen Sie ebenfalls die Treffpunktlage überprüfen.
  • Auf der Auslandsjagd, muss die Waffe in dem Land und in der Höhenlage, in der Sie schießen, angeschossen werden.
  • Starke Beanspruchung des Schaftes, kann dazu führen, dass sich die Waffe verzieht oder der Schaft das Schwingungsverhalten des Laufs beeinflusst.

Beim Anschießen einer Waffe, geht es nicht darum jagdliche oder sportliche Situationen zu simulieren, sondern lediglich um die Justierung der Visierung auf die Waffe. Hierzu ist es notwendig alle Faktoren, die Einfluss auf die Präzision der Waffe haben auszuschließen. Das Einschießen der Waffe ist nicht schwer, allerdings kommt es häufig zu Fehlern der Schützen, die eine Justierung der Zieloptik unmöglich machen. Mögliche Fehlerquellen sind:

  • Die falsche Waffenauflage,
  • ein falscher Anschlag oder die falsche Haltung des Schützen,
  • eine schlechte Schießtechnik.

Auf den meisten deutschen Schießständen ist ein Schießgestellt vorhanden, dieses sollten sie nach Möglichkeit immer benutzen. Haben sie kein Schießgestellt, benutzen sie einfach eine sog. Benchrest (mit Sand gefüllte Ledersäcke) um die Waffe richtig zu betten. Am besten geeignet sind Säcke mit möglichst feinem Sand, die am Vorderschaft auf der Höhe der Fischhaut platziert werden. Zusätzlich sollten sie ein weiteres Säckchen benutzen, um die Schulterstützen zu stabilisieren. Durch das Zusammendrücken des Säckchens zur Stabilisierung der Schulterstütze, können sie eine Höhenkorrektur der Waffe im Anschlag durchführen. Ich habe festgestellt, dass die Harris-Zweibeine nicht besonders gut für das Anschießen von Waffen geeignet sind, da der Schaft der Waffe die Vibrationen des Schusses auf das Zweibein übertragen und der Schuss somit unpräziser wird.

Der Anschlag sollte so gewählt werden, dass sie entspannt hinter der Waffe sitzen (besser ist der liegende Anschlag), die Füße einen Stabilen Stand habe und ihre Körperhaltung nicht nach jedem Schuss verändert wird. Ihre rechte Hand umfasst unverkrampft den Griff der Waffe, der Daumen kann dabei auf den Schaft oder den Zeigefinger gelegt werden. Ihre linke Hand benutzen sie zum Zusammendrücken oder Lockern des hinteren Sandsäckchens. Falsch wäre es, mit der linken Hand Druck auf die Visierung oder den Lauf auszuüben, denn dies verändert deutlich die Präzision bei Schüssen über 50m. Beim Abkrümmen legen sie das vordere Glied ihres Zeigefingers auf den Abzug und führen diesen in einer gleichbleibenden Bewegung gerade zurück bis der Schuss bricht. Ob sie den richtigen Anschlag eingenommen haben, können sie kontrollieren, indem sie den von ihnen gewünschten Anschlag einnehmen und das Absehen auf die Zielmitte der Scheibe bringen. Schließen sie im Anschluss die Augen und atmen sie drei Mal tief ein und aus, um ihren Puls runter zufahren. Beim letzten Atemzug entleeren sie ihre Lunge nicht vollständig, sondern nur zu zwei Drittel, halten den Atem an und öffnen die Augen. Liegt ihr Absehen jetzt immer noch auf der Zielmitte, haben sie einen korrekten Anschlag. Ist dies nicht der Fall, korrigieren sie ihren Anschlag und wiederholen das beschriebene Verfahren, bis das Absehen auf der Zielmitte liegt (Bei Sportschützen nennt man dies „Auspendeln“. Das Verfahren kann bei jedem erdenklichen Anschlagen angewendet werde). Die meisten Schießlehrer sagen, sie sollen sich von dem Schuss überraschen lassen. Das ist meiner Meinung nach Falsch. Sie müssen ihre Waffe so gut beherrschen, dass sie wissen, wann der Schuss bricht. Dies erfordert viel Übung, macht sie aber schnell und gibt ihnen Sicherheit. Wer Angst vor dem Schuss hat, kann dies über verschiedene Übungen wegtrainieren, wie dies funktioniert erkläre ich in einem weiteren Artikel.

Wie ermittele ich den mittleren Treffpunkt und wo soll dieser liegen?

Haben sie alle Voraussetzungen für einen guten Schuss getroffen, geben sie nacheinander fünf Schuss auf die Scheibe ab. Zwischen den Schüssen sollten sie dem Lauf die Gelegenheit geben abzukühlen. Gerade bei kombinierten Waffen führt die Lauferwärmung zu einer Veränderung der Treffpunktlage. Es ist wichtig, dass sie eine ungerade Anzahl von Schüssen auf die Scheibe abgeben, da nur so der mittlere Treffpunkt ermittelt werden kann. Um den mittleren Treffpunkt bei einer Gruppe von fünf Schuss zu ermitteln, ziehen sie eine waagerechte Gerade durch den dritten Schuss von unten und eine senkrechte Gerade durch den dritten Schuss von links. Der Schnittpunkt der beiden Geraden ist der mittlere Treffpunkt. Haben sie so den mittleren Treffpunkt ihrer Waffe ermittelt, justieren sie ihre Zieloptik entsprechend der Verstellmöglichkeiten, die zumeist in 1cm-Schritten pro Klick an der Absehenverstellung vorgenommen werden können. Die wesentlich präzisere aber auch aufwendigere Methode eine Dreier-Schuss-Gruppe auswerten ist die geometrische Methode. Hierzu müssen Sie mittels eines Geodreiecks ein Dreieck zwischen den Mittelpunkten der Schüsse ziehen und den Schnittpunkt aller Winkelhalbierenden des Dreiecks ermitteln, dies ist der mittlere Treffpunkt der Dreier-Schuss-Gruppe.

Der mittlere Treffpunkt

Doch wohin soll ich meine Treffpunktlage korrigieren? Wie bereits erwähnt können sie die volle ballistische Leistungsfähigkeit ihrer Laborierung nur ausnutzen, wenn sie die Waffe nach der GEE einschießen. Dies ist in der Regel gegeben, wenn sie die Waffe mit einem Hochschuss von 4-5cm auf Hundert Meter einschießen. In unserer Späte „Simple Tipps and Tricks“ kostenlose Anschussscheiben zum Dowload Abweichende Angaben entnehmen sie bitte der Aufschrift ihrer Munitionspackung. Zusätzlich können sie mathematische Näherungswerte für Ihre Waffe/ Laborierung über die kostenlose Exceltabelle vom jgwasserschloss ermitteln. Eines sei noch gesagt, sollte der Streukreis ihrer Gruppen über sechs cm betragen, sollte man bevor man die Waffe justiert, feststellen wieso die Streuung so hoch ist. Liegt es am Schützen, ist es gut, den diesen Fehler kann man aberziehen. Liegt es jedoch an der Waffe, so sollten sie die Waffe zu einem Büchsenmacher bringen.

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