Unser Leser Waldemar schildert seine allererste persönliche Jagdgeschichte. Wird sie auch gleich von Erfolg gekrönt sein? Viel Spaß beim lesen!

Der Weg zum Jagdschein

Begonnen hat die Reise im Februar diesen Jahres, nach einer langwierigen Abwägungsphase und den ständigen Überlegungen, wann man denn endlich die Zeit dazu hat seinen Jagdschein zu machen. Im Dezember 2013 hatte ich mich letztendlich dazu durchringen können für Februar/März drei Wochen Urlaub zu nehmen und mich für einen Kompaktkurs anzumelden. Der Besuch eines Kurses bei einer der Jägerschaften in der Nähe kam für mich nicht in Frage, da meine derzeitige berufliche Auslastung es nicht gestattet regelmäßig und verbindlich Termine über 6 Monate hinweg wahrzunehmen. Daher war zumindest die Wahl nach der Ausprägung der Ausbildung (Jägerschaft vs Kompaktkurs in einer Jagdschule) schnell entschieden. Durch einen Freund der sich ebenfalls für den Kurs angemeldet hatte, ging auch die Auswahl der passenden Jagdschule sehr schnell.
Schon mal eins vorweg: Danke für den Schups über die Klippe und die Empfehlung für den Kurs.
Die drei Wochen der Ausbildung vergingen wie im Flug, denn der Intensivkurs hat den Namen intensiv voll und ganz verdient. Drei Wochen lang von morgens bis abends Informationsinput und Ausbildung und damit gewiss nichts für Jedermann. Die Ansprüche sind schon hoch, vor allem wenn man bedenkt, dass der Kurs den Anspruch verfolgt, trotz sehr straffem Lehrplan nichts an Qualität einzubüßen. Menschen, die dies auf die leichte Schulter nehmen, bleiben ganz schnell auf der Strecke. Ich möchte jedoch nicht pauschalisieren und kann nur über meine eigenen Erfahrungen berichten.
Die Teilnehmer unseres Kurses waren allesamt motiviert und haben die durch die Jagdausbilder vorgetragenen Informationen förmlich aufgesaugt. Jeder einzelne von uns träumte schon seit mehreren Jahren davon zu jagen und waren ähnlich wie ich immer wieder gezwungen den Jagdschein aus beruflichen Gründen vor sich her zu schieben.
Die Prüfungen liefen allesamt sehr gut und wurden trotz sichtlicher Anspannung gemeistert. Noch während ich auf das Ergebnis der Prüfungskommission warte, ertappe ich mich, wie die Gedanken in die Ferne abdriften und die Sehnsucht zu wachsen beginnt, endlich die ersten jagdlichen Impressionen zu sammeln.

Dürreperiode

Aber das Leben wäre nicht so wie man es kennt, wenn alle Wünsche ohne weiteres in Erfüllung gehen würden. Wie schon die Jahre zuvor holt einen der berufliche Alltag ohne Vorwarnung ein und verhindert in seiner unnachahmlichen Art und Weise jegliche Annahme einer Jagdeinladung. Immer wenn die befreundeten Pächter Zeit haben einen an die Hand zu nehmen und mit dem Revier vertraut zu machen, meldet sich die Arbeit und fordert ihren Tribut. Mittlerweile ist es Oktober und ich habe es noch immer nicht geschafft auch nur eine Minute im Revier zu verbringen. Es ist wie verhext, jedes mal wenn ich Zeit habe ergibt sich keine Gelegenheit zur Jagd und umgekehrt das gleiche. Unverhofft klingelt dann doch das Telefon: „Nächstes Wochenende am 01. November 0800 bis 1200 Uhr Drückjagd, es sind noch fünf Plätze frei“.
Ich bin Feuer und Flamme und sage sofort zu.

Anblick

Die erste Jagd

Gesagt getan, pünktlich um 0800 Uhr stehe ich neben den ganzen erfahrenen Jägern und lasse uns auf meiner ersten Gesellschaftsjagd durch den Jagdleiter einweisen. Bereits der Weg zum Stand versprach einen anblickreichen Vormittag. Die 300m Wegstrecke durch die Feldmark wurde mit reichlich wechselndem Rehwild belohnt. Schnell das Glas gegriffen und die Stelle gemerkt wohin die Stücke gezogen sind.
Es ist gerade 08:32 Uhr und ich habe meinen Stand, einen Drückjagdbock in einer Hecke mit Schussfeld nach vorne und nach hinten erreicht. Der Ansteller weist mich schnell noch einmal ein. Ich baume auf und habe Blickkontakt zum rechten und linken Nachbarn. Bleibt nur noch die Beurteilung meines möglichen Schussfeldes. Ich habe genug Zeit und prüfe sorgfältig mögliche Gefahrenpunkte im Gelände und gleiche auf einem Satellitenbild von Google Maps ab, was sich hinter Geländeabschnitten befindet, welche mir durch Bewuchs verdeckt werden. Ich gebe mir jeweils eine Linke und rechte Grenze, sowie eine maximale Schussentfernung nach vorne und nach hinten anhand gut erkennbarer Geländepunkte. Als letztes verbleibt mir noch die Entfernungsermittlung zu gut erkennbaren Abschnitten in meinem Schussfeld. Mittels Glas und Strichbild errechne ich über die MKS Formel die Entfernungen. Ich möchte ungern einfach nur schätzen und nehme mir daher die Zeit. „Gestört“ wird meine Arbeit durch weiteren Anblick. Ein Feldhase kommt bis an 15m an meinen Stand, bevor er mich bemerkt und flüchtig das Weite sucht. Ein Blick auf die Uhr verrät: Noch etwas mehr als zehn Minuten und die Jagd wird angeblasen. Die Arbeit ist getan, jetzt heißt es warten und beobachten.

Die erste Sau

Es ist 09:15 Uhr und ich erkenne in 200-300 Meter Entfernung eine Wildschweinrotte aus dem Wäldchen wechseln und leider nach Links in die Ferne flüchten. Ich Frage mich noch, warum ich aus dieser Richtung keinen Schuss der dort sitzenden Schützen vernehme, als genau vor mir eine Sau aus dem Wald direkt auf mich zuziehen sehe. Eine Bache! Ich bringe meine Waffe in den Anschlag und ärgere mich, dass ich nicht Schießen kann, da das Stück sich flüchtig frontal nähert. Als das Stück dann doch langsam eindreht ist es zu spät. Ich habe die Grenze meines linken Schussfeldes erreicht. Ich kann nicht mehr schießen ohne einen anderen Jäger im Hintergrund zu gefährden.
Ich schwenke in das hintere Schussfeld und bringe meine Büchse an meiner rechten Grenze wieder in den Anschlag. Eine Sekunde später wechselt die Sau aus der Hecke und sie ist nur 40-50m entfernt. Ich habe tatsächlich Schussfeld. Sicher bringe ich mein Absehen direkt aufs Blatt. Dann schwinge ich mit, etwa eine handbreit nach vorn, noch vor die Teller. Ich denke an garnichts mehr, handel rein intuitiv. Ich krümme ab, blicke durchs Feuer. Ich habe getroffen, bin sehr gut abgekommen. Das Stück geht sofort zu Boden. Die Bache windet sich aber immer noch an Ort und Stelle. Ich repetiere unterbewusst und gebe einen weiteren Schuss ab, nur um zu merken, dass ich vollkommen aufgeregt bin. Jetzt hat mich das Jagdfieder voll gepackt. Wie soll es auch sein, der Schuss misslingt und ich fehle. Ich muss mich konzentrieren. Also mache ich es so, wie ich es von unseren Schießausbildern gelernt habe. Ich atme mehrmals pressartig ein und aus, halte den Atem an, ziele und schieße. Der Schuss trifft die Tellermuschel. Die Bache liegt. Sau tot! Und ich habe Jagdfieder! Ich blicke auf die Uhr, 09:17 Uhr. Es brauchte ganze 17 Minuten auf Jagd und ich hatte meinen ersten Jagderfolg. Im Vergleich zur Bruttowartezeit, lässt sich dieser „lange“ Nettoweg zum ersten Jagderfolg echt sehen. Ich war überglücklich.

Sau-tot

Nach weiterem Anblick ohne Schussmöglichkeit ertönt 12 Uhr Hahn in Ruh. Endlich darf ich abbaumen und zusammen mit den anderen Waidgenossen die Bache aus dem Feld bergen. Aus allen Richtungen erscheinen nun die anderen Jäger, beglückwünschen mich zu meinem Jagderfolg und helfen mir beim Aufbrechen. Kurze Zeit später liegt die Bache auf der Strecke, welche auch gleich verblasen wird. Voller Stolz erhalte ich meinen Erlegerbruch vom Jagdleiter und darf mich über weitere Glückwünsche der Jagdgesellschaft freuen.

Beim anschließenden Schüsseltreiben kann ich leider nicht teilnehmen, denn schon kurz nach 13 Uhr sitze ich wieder im Wagen auf dem Weg zur Arbeit, die leider auch an diesem Samstag ihren Tribut fordert.
Nichts desto trotz bin ich mit meiner ersten Jagd überglücklich und teile meine erste Jagdgeschichte hier sehr gern.
Waidmannsdank an meine Ausbilder und all meine Waidgenossen, sowie für die Einladung. Euch allen stets Waidmannsheil.

Waldemar