Für die optimale Zielwirkung eines Büchsengeschosses ist der richtige Treffersitz die wichtigste Voraussetzung. Um die tödliche Trefferzone eines Tieres zu treffen, ist die Schusspräzision von vorrangiger Bedeutung.

Die Präzision eines Büchsenschusses wird von verschiedenen Faktoren bestimmt:

Zusammenspiel Waffe und Munition

Zuerst müssen die Büchse und die verwendete Patrone einen möglichst kleinen Streukreis liefern. Jeder Jäger weiß, dass nicht alle Patronen aus seiner Büchse gleich präzise schießen. Wir sollten probieren, mit welchen Patronen unsere Büchse am wenigsten streut.

Natürlich unterscheiden sich Jagdbüchsen hinsichtlich ihrer Präzision auch bauartbedingt. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten eine optimierte Laufbettung im System, sowie die richtige Lauflänge, die zur Patrone passen muss, auch um die Energie des Pulvers optimal nutzen zu können. Der Bearbeitung der Laufmündung kommt eine besondere Bedeutung zu. Schalldämpfer können die Präzision verbessern, aber auch verschlechtern.

Die Munition sollte immer zu unsrer Büchse passen, also einen möglichst kleinen Streukreis schießen. Dies ist für weite Distanzen natürlich besonders wichtig, während der Waldjäger etwas größere Streukreise tolerieren wird. Der Anspruch von Gebirgsjägern ist hierbei erheblich höher. Wir erreichen heute mit optimaler Büchsen-Munition-Kombination Streukreise auf 300 Meter von rund 5 Zentimeter.

Büchsen- und Munitionshersteller optimieren alle innenballistischen Voraussetzungen für eine möglichst hohe Präzision. Hierbei haben sich vor allem moderate Ladungen mit  passenden Pulversorten als förderlich erwiesen. Sie können ziemlich sicher davon ausgehen, dass eine Patrone keine gute Präzision liefert, die den Lauf Ihrer Büchse 30 cm und mehr von der Auflage hochschnellen lässt. Mit dem Drang zu möglichst rasanten Patronen übertreiben es manche Hersteller zu Lasten der Präzision. Natürlich reagieren leichte Kipplaufbüchsen hier empfindlicher als schwere Repetierer. Dickere Läufe können evt mehr Ruhe und damit Präzision bringen, trotzdem gilt der alte Grundsatz, dass jedes Extrem mehr schadet als nutzt, gerade was die Präzision betrifft.

Premiumhersteller für Jagdmunition, die ihre Geschosse überwiegend selbst entwickeln, bieten hier den höchstmöglichen Standard, weil sie bereits in der Entwicklung alle Möglichkeiten zur Optimierung der Innenballistik bis hin zur gewünschten Zielwirkung ausschöpfen können. Wer darin Jahrzehnte Erfahrung hat und dafür entsprechend eingerichtet ist, kann auch mit Premiumgeschossen anderer Hersteller präzise Patronen entwickeln.

Exkurs:

Wer ständig seine Munition wechselt, muss sich nicht darüber wundern, wenn seine Streukreise immer größer werden. Die wenigsten Läufe mögen einen häufigen Munitionswechsel. Man sollte dazwischen wenigstens gut reinigen, nach Verwendung von Kupfergeschossen mechanisch mit Stahlwolle und chemisch mit entsprechenden Laufreinigern. Danach muss die Büchse wieder neu eingeschossen werden. Manche Büchsenläufe brauchen bis zu 15 Schuss mit einer neuen Patrone, bis die Präzision wieder stimmt, wenn wir von einem Geschoss auf ein anders wechseln.

Für die Gebirgsjagd empfehlen sich immer auch Probeschüsse auf 200 und 300 Meter, da nicht jede Munition auf große Distanz gleich präzise schießt wie auf 100 Meter.

weite Entfernungen

Ein völlig unterschätztes Problem für den weiten Schuss ist die Windabweichung: wir können im Gebirge den Wind nicht auf der gesamten Schussdistanz messen oder vorhersagen. Gerade im Gebirge gibt es viel Luftverwirbelung. Rasante Kaliber-Geschoss-Kombinationen verringern zwar die Windabweichung, sind aber nicht grundsätzlich immer präziser als moderatere Kombinationen. Der bestimmende Faktor für die Windabweichung eines Geschosses ist seine ‚Verweildauer im Wind‘, also die sog Flugzeit des Geschosses zwischen Mündung und Ziel. Daher spielen die Geschwindigkeit und Masse des Geschosses eine wesentliche Rolle, wie auch seine Form. Zum Beispiel weicht ein schweres Geschoss aus der 308 auf 300 m bei Wind von 5 m/s über 30 cm ab, ein schnelleres aus der 270 Win um 20 cm.

Wir können uns nicht mit mehreren Schüssen an unser Ziel heran tasten. Wir wollen ein Tier ja mit dem ersten Schuss tödlich treffen, also keine Schießübungen auf lebende Tiere machen. Wildtiere stehen auch nicht immer still, sondern bewegen sich fast immer, auch noch in der Zeit, die das Geschoss braucht, bis es im Ziel ankommt. In dieser Zeit, der sog Flugzeit des Geschosses, kann sich ein Wildtier sehr weit aus der Flugbahn des Geschosses hinaus bewegen. Allein diese Tatsache sollten wir immer auf weite Distanzen mit bedenken. Diese Bewegung aus der Flugbahn begrenzt die jagdlich vertretbare Schussdistanz für einen waidgerechten Schuss. Dabei sind kleinere Wildarten nicht nur schwieriger zu treffen, weil die Trefferzone kleiner ist, sondern auch weil kleinere Tiere sich schneller bewegen als schwere Wildtiere.

Dass zu einer präzise schießenden Büchse auch ein gutes Zielfernrohr mit stabiler Montage gehört, ist zwar selbstverständlich. Trotzdem empfiehlt es sich, die Montage ab und zu auf ihre Wiederkehrgenauigkeit zu überprüfen, also nach mehrmaligem Aufsetzen des ZFs auch wieder Kontrollschüsse zu machen. Treten dann Treffpunkverlagerungen auf, sollten wir uns sofort zum Büchsenmacher bewegen, ohne am Absehen herum zu schrauben.

Natürlich müssen wir für weite Schüsse die Distanz messen und auch wissen, wo unsere Kugel in welcher Entfernung hin schießt. Hierfür empfehlen sich Ferngläser mit integriertem Entfernungsmesser, mit denen wir sicherer unser Ziel anpeilen können als mit den einäugigen Geräten.

Für eine exakte Schusstabelle für die verwendete Munition braucht jedes gute Ballistikprogramm mindestens 2 Schussgruppen auf zwei unterschiedliche Entfernungen, wenn wir die Geschwindigkeit nicht selbst messen können.

stabiler Anschlag

Wenn wir also eine präzise schießende Büchse und eine dazu passende Munition gefunden haben, geht es darum, unsere eigene Schusspräzision zu optimieren, also die Schützenstreuung zu minimieren.

Eine der wesentlichen Voraussetzungen hierfür ist eine optimale Auflage für die Büchse und für unsere Arme, vor allem dem Ellenbogen des Schießarms. Kein vernünftiger Jäger wird einen Schuss auf ein Wildtier über 50-70 Meter ohne eine passende Auflage riskieren.

Die meisten Abschüsse werden noch immer bei der Ansitzjagd getätigt, in Deutschland bis zu 80 % der Abschüsse.  Wie der Name sagt, sitzen wir dabei zur Beobachtung meist aufrecht und können so am leichtesten in den Anschlag gehen. Auf jedem Hochsitz sollte eine stabile Auflage für den Ellenbogen des Schießarms vorhanden sein. Die Auflage der Büchse am Vorderschaft kann durch ein Benchrestkissen oder ähnliches optimiert werden. Diese Auflage darf nicht zu weich sein, muss aber die Büchse am Vorderschaft gut abpolstern und ja nicht am Lauf. Der Lauf muss frei schwingen können, sonst springt der Lauf im Schuss von der Unterlage.

Der liegende Anschlag mag für geübte Schützen einer der besten Anschlagsarten sein. Ich kann keinem ungeübten Jäger dazu raten. Wir haben auch nicht immer ein Schussfeld ohne jeden Bodenbewuchs vor uns, oder eine Geländekante, die für den liegenden Anschlag günstig wäre. Auch bergauf lässt sich nicht gut liegend schießen, wenn die Unterlage nicht in Schussrichtung geneigt ist. Im Gebirge müssen wir dazu oft sehr schnell unsere Schussposition verändern, haben nicht immer die Zeit, uns bäuchlings durch Büsche oder Steine zu robben, um dann wieder neu zu zielen. Dies alles spricht eindeutig gegen den liegenden Anschlag.

Sehr viel beweglicher und anpassungsfähiger sind wir sitzend mit einem kurzen verstellbaren Zwei- oder Dreibein. Solch eine Auflage ist auch sehr viel flexibler als ein fest an der Büchse montiertes Bi-Pod. Wir wollen auf die Bewegung unsrer Ziele schnell genug reagieren können, ohne diese durch zu viel eigene Bewegung zu vergrämen. Die Verstellung eines Bi-Pods erfordert zu viel Bewegung der Büchse, auch noch aus dem Ziel hinaus und dann jedesmal eine neue Zielerfassung. Hier sind wir mit einem separaten kurzen Zweibein schneller, das wir auch auf die Höhe vom Bewuchs einstellen können, was uns evt auch der Jagdführer oder ein Kamerad abnehmen kann. Den Ellenbogen des Schießarms können wir entweder auf unserem Knie oder dem aufgestellten Rucksack auflegen. Der Anschlag mit Zwei- oder Dreibein ist dem improvisierten Anschlag auf dem Rucksack immer überlegen. Wenns auf die Schnelle der Rucksack sein muss, dann sollte der stabil liegen und darf nicht zu weich gepolstert sein.

Lange Zielstöcke für den stehenden Anschlag erfordern genügend Deckung, die wir über der Baumgrenze selten finden. Nur sehr geübte Jäger können solche Zielstöcke schnell genug ohne viel Bewegung aufstellen. Vor allem Herdentiere äugen Bewegungen sehr gut, was nur in Regionen problemlos ist, wo sie an Wanderer gewöhnt sind.

Auf der Pirsch in Wald- und Feldrevieren sind solche Zielstöcke optimal, wenn gerade kein geeigneter Baum zum Anstreichen zur Verfügung steht. Hier bieten die mit vorderer und hinterer Auflage die höchstmögliche Schusspräzision.

Klar ist uns wohl, dass weite Schüsse mehr geübt werden müssen als nahe Schüsse von einer gut eingerichteten Kanzel aus.

Für die Verbesserung der Schusspräzision auf Bewegungsjagden hilft nur das Training im Schießkino.

C. Pirker