Warum benötigt man Nachtsichtgeräte im Jagdbetrieb? Diese Frage stellen sich viele deutsche Jäger vor allem, weil das Bundesjagdgesetz die nächtliche Jagd lediglich auf Schwarz- und Raubwild erlaubt. Diese Frage kann man jedoch einfach beantworten. Der zunehmende Zivilisationsdruck hat unsere heimischen Wildarten und insbesondere Schwarzwild überwiegend nachtaktiv gemacht. Jäger sind dadurch zur Erfüllung ihrer Abschussquoten und zur Wildschadensverhütung zunehmend zur Jagd bei Nacht gezwungen.

Jeder Jäger, der bereits bei Nacht gejagt hat, kennt das Gefühl nach einer durchfrorenen Nacht, ohne jagdlichen Erfolgt abgebaumt zu haben. Vielleicht konnte man in der Ferne Wild vernehmen oder mit einer hochwertigen Optik gerade noch erkennen. Doch selbst das beste Zielfernrohr hilft einem nicht weiter, wenn man das Stück nicht eindeutig ansprechen kann oder das Wild zu einem nicht identifizierbaren Fleck verschwimmt.

Um bei der Nachtjagd einen waidgerechten Schuss antragen zu können, bedarf es außerdem einer geeigneten Visiereinrichtung und Beobachtungsoptik. Die Frage welche Optiken hierfür zur Verfügung stehen, kann man nur beantworten, wenn man sich darüber bewusst wird, was den waidgerechten Schuss bei schlechten Lichtverhältnissen oder gar Dunkelheit so schwer macht:

Bei schlechtem Licht ist die Visierung nur schlecht oder gar nicht zu erkennen. Das hat zur Folge, dass man den ohnehin getrübten Blick nicht mehr auf seine Visiereinrichtung scharfstellen kann. Zum anderen kann es vorkommen, dass man zwar die Visierung erkennt aber das Absehen nicht auf dem Wildkörper findet oder das Ziel nicht lokalisieren kann. Ein Ausweg aus dieser Misere sind Nachtsehhilfen für die Jagd bzw. Optiken, die dem Jäger das Sehen bei Nacht ermöglichen. Grundsätzlich unterscheidet man bei diesen Optiken zwischen zwei Technologien – Wärmebildgeräten und den Nachtsichtgeräten.

Wärmebildgeräte wandeln die für den Menschen unsichtbare Wärmestrahlung aus dem Infrarotbereich eines Objektes in ein Thermalbild um. Sie erzeugen durch die unterschiedlichen Wellenlängen der Temperaturunterschiede der Oberflächen ein sichtbares Bild. Dabei wird dieses Bild über das Objektiv und mehrere Linsen auf einen elektronischen Bildsensor projiziert. Ein Thermalbild in unterschiedlicher Farbgebung wird dadurch für das Auge sichtbar.

Eine andere Variante von Optiken für die Jagd bei Nacht sind die Nachtsichtgeräte auch Bildwandler oder Restlichtverstärker genannt. Diese Geräte fangen Infrarotlicht aus der Umgebung auf einer Fotokathode auf. Die auftreffende Strahlung löst Elektronen aus, die durch eine Hochspannung im Vakuum beschleunigt werden und weitere Elektronen freisetzen, bevor sie auf einem Leuchtschirm treffen und durch Fluoreszenz das bekannte leuchtend grüne Bild erzeugen.

Der Einsatz dieser Geräte muss bei der Jagd in Deutschland den rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechen. Dies ist sowohl im Bundesjagdgesetz als auch im Waffengesetz geregelt. Demnach erlaubt sind ausschließlich Nachtsichtgeräte, die weder über eine integrierte Zielhilfe verfügen, noch auf eine Waffe montierbar sind und damit herkömmlichen Visiereinrichtungen vor oder nachgeschaltet werden können. Der Einsatz von Nachtsichtgeräten beschränkt sich damit auf die Wildbeobachtung und darf damit nicht dem direkten Erlegen des Wildes dienen.

Die Stärken von Nachtsichtgeräten der verschiedenen Technologien liegen damit für die Nachtjagd in Deutschland ganz klar auf der Vor- und Nachbereitung des Schusses. Sie ermöglichen damit ein sauberes Ansprechen des Wildes, die Schusskontrolle und sie ermöglichen eine Beurteilung der Hintergrundgefährdung. Damit verbessern Nachtsichtgeräte indirekt bei richtiger Anwendung die jagdliche Ausgangssituation zum Antragen des Schusses. Die Nachtjagd wird damit aus schießtechnischer Sicht erleichtert, Fehlschüsse dadurch minimiert und der Waidgerechtigkeit größerer Tribut gezollt.

Nachtsichtgeräten und Wärmebildgeräten finden in vielerlei Hinsicht auch weitere Anwendungen. Sie ermöglichen eine Nachsuche in tiefster Nacht und unterstützen bei Wildrettung von Kitzen die in Wiesen der Mahd zum Opfer fallen. Wärmebildgeräte haben den zusätzlichen Vorteil, Wild auch bei Nebel oder starkem Regen und durch Bewuchs ansprechen zu können.

Nachtsichtgeräte bilden damit moderne technische Möglichkeiten und Lösungen die Nachtjagd intensiver und waidgerechter zu gestalten. Wir werden daher diese Thematik in Zukunft ebenfalls intensivere Bedeutung zukommen lassen und verschiedenste Aspekte dieser Technologie unter jagdlichen Gesichtspunkten in weiteren Artikeln vertiefen.

AFJS