Das wichtigste Hilfsmittel eines jeden Jägers ist das Glas. Als ständiger Begleiter kommt es öfter zum Einsatz als die Waffe, liegt oft im Fahrzeug griffbereit und sollte auf keinem Reviergang oder auf dem Schießstand fehlen. Die Wahl für das richtige Glas fällt dabei nicht immer ganz leicht. Wir haben eines der High End Geräte, das Swarovski El Range 10 x 42 WB, 6 Monate lang in der Praxis getestet und berichten über die Erfahrungen mit einem außergewöhnlichem Glas.

Wareneingang

Das El Range 10 x 42 WB ist eines der Spitzenprodukte für Jäger aus dem Hause Swarovski und vereint feinste Fertigungstechnik und elektronisch Messsensorik zu einer hochwertigen Optik. Das Glas verfügt über einen integrierten Laserentfernungsmesser, der diese Produktlinie so besonders macht. Bisher haben wir stets auf einfache Gläser, ohne viel Schnirkel zurückgegriffen und zusätzlich unsere Ausrüstung durch einen Laserentfernungsmesser ergänzt. Wir haben das El Ranger daher besonders vor dem Hintergrund der praktischen Anwendung getestet.

Technik die auf Anhieb begeistert

Gläser mit integriertem Laserentfernungsmesser sind auf dem Markt ja schon seit mehreren Jahren erhältlich und bilden das Spitzensegment der Produktlinien vieler Hersteller. Das El Range von Swarovski ist stellt jedoch in Sachen Produktdesign ein wirkliches Highlight dar. Dabei ist es vor allem die verwendete Technologie, die das Glas einzigartig macht. Schon im Vergleich mit Gläsern anderer Hersteller fällt auf, dass das äußere Design schnittiger und wohlgeformter wirkt. Die Integration von Laserentfernungsmessern hatte in der Vergangenheit oft zum klobigen und schweren Wirken dieser Gläser beigetragen, die man jedoch beim El Range vergeblich sucht. Im Gegenteil, es ist mit gerade einmal 880g vergleichbar leicht und sogar wesentlich handlicher als einige Gläser ohne Laserentfernungsmesser.

Dies ist ein Effekt, der sich auf das innovative Produktdesign zurückführen lässt. Der Laserentfernungsmesser wurde nicht als zusätzliche Baugruppe dem Glas beigefügt, sondern auch tatsächlich in die Optik integriert. Dazu verläuft der Klasse 1 Laser direkt in der optische Baugruppe im Tubus. Das gleiche Objektiv dient damit sowohl zum Einfangen als auch zum Aussenden von Licht. Dazu wurde das Gehäuse so angepasst, dass die Elektronik und Messsensorik in zwei Ausbuchtungen an den Unterseiten der Tubusse eingebaut wurden. Diese Finnen fügen sich ergonomisch in die runde Gestaltung des Fernglas ein. Dadurch wirkt es nicht nur minimalistisch und schlank, sondern lässt sich auch tatsächlich praktisch mit nur einer Hand (um)greifen und führen. Da die Taster zur Bedienung des Laserentfernungsmessers und der Menütaster direkt am Tubus anliegen, könnte man das Gerät auch komplett mit einer Hand bedienen. Gleichzeitig ist durch die geschickte Positionierung auch gewährleistet, dass eine versehentliche Betätigung der Tasten sehr unwahrscheinlich wird. Hält man nun das Glas in der Hand, fühlt man deutlich die sehr gut Verarbeitung. Das Glas ist robust, aber ebenso leicht und sehr ausgeglichen. Es fühlt sich im Vergleich zu unseren alten Gläsern einfach gut, handlich und kompakt an.

Das El Range 10 x 42 WB ist eine Weiterentwicklung des Vorgängers El Range 10 x 42. Da wir das Glas selbst nie geführt hatten, ist es schwer die Neuerungen im Vergleich bewerten zu können. Generell stellen uns jedoch die Details des Fernglas vor ein weiteres Problem.

Anleitung El Range

Das El Range 10 x 42 WB und unser Problem

Über Ferngläser wird ebenso viel diskutiert, wie über Jagdwaffen, Munition und Zielfernrohre. Oft werden dabei die technischen Leistungsdaten als Argumente ins Feld geführt, ohne dies wirklich mit dem praktischen Nutzen in Relation zu setzen. Natürlich stehen die Funktionen, Leistungsdaten, verwendete Technologien und Werte in Abhängigkeit zu einander und sind wichtige Indikatoren für einen Produkttest. Würden wir jedoch auf alle Daten und Details eingehen, alles ansprechen, aufzeigen und versuchen zu bewerten, würde unser bescheidener Test schnell jeglichen Rahmen sprengen, ohne die Praxis je beleuchtet zu haben.

Technische Daten El Range

Integrierter Laserentfernungsmesser, Winkel- mit angepasster Entfernungsmessung, Scanmodus, modulare Schutzkappen, Field Pro Paket, diverse „Swarotechnologien“ und Vergütungen, automatische Helligkeitsanpassung, etc; kurz und knapp: Das El Range 10 x 42 WB bietet so viel, dass wir uns nur auf die wichtigsten Besonderheiten beschränken, die wir auch tatsächlich von der praktischen Seite her beleuchten können. Für alle sonstigen Beschreibungen, die einen Überblick über das Glas geben, haben wir ein Video verlinkt, dass einen ersten Einblick ermöglicht. Zusätzlich liefern wir die Übersicht über die technischen Daten des Herstellers als PDF, die alle Interessierten selbst ansehen können. Darüber hinaus finden sich beschreibende Produktdarstellungen bei Swarovski selbst und auf weiteren Seite im Internet.

Das El Range 10 x 42 WB in der Praxis

Nach dem bereits dargestellten überzeugenden Ersteindruck, muss vor allem eines passen: Die Bildqualität. Um diese jedoch auch umfassend testen zu können, muss man die Dioptrineinstellung auf sich persönlich anpassen und überprüfen. Dazu ist es unabdingbar den Dioptrinabgleich durchzuführen, um die optimale Bildqualität auch zu erzielen. Wer auf Messen oder beim Händler die Geräte begutachtet, sollte dies immer berücksichtigen. Beim El Range ist dies schnell mit den Dioptrinringen einzeln für beide Augen möglich. Der Abgleich ist geführt über die Anleitung ebenfalls ganz schnell durchzuführen.

Das El Range 10 x 42 WB in der Praxis

Erstmal angepasst ist das Bild schlichtweg klar und scharf. Im direkten Vergleich mit niedrigpreisigen Modellen wird der Qualitätsunerschied augenblicklich erkennbar. An der Bildqualität in der Praxis, gibt es nichts zu rütteln. Überzeugend ist vorallem die Farbe und der Kontrast. Dies lässt sich mit Sicherheit auch auf die 91% Lichttansmission zurückführen, die angegeben werden. Das Bild ist insgesamt wirklich gestochen scharf. Die Augenmuscheln lassen sich auf den Benutzer einstellen, der Pupillenabstand somit nicht nur für Brillenträger optimieren. Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, in wie fern unter welchen Vorraussetzungen leichte Verzerrungen an den Bildrändern auftreten, aber auf der Jagd in unseren Revieren wird das niemand feststellen können, der dies nicht explizit zu untersuchen versucht. Wichtiger ist aus unserer Sicht vielmehr folgendes: Man benötigt ein klares, sauberes Bild zum Beobachten und Ansprechen. Und dies ist mit dem El Range und seiner 10 fachen Vergrößerung auch auf größere Distanzen ganz ausgezeichnet möglich. Der Fokus lässt sich dabei ebenso einfach einstellen und mit dem Zeigefinger bedienen, wie der Laserentfernungsmesser, auf den wir gleich noch zu sprechen kommen. Wir haben das Glas vorwiegend in einem Feldrevier geführt, wozu es sich ganz hervorragend eignet.

In diesem Zusammenhang ist auch das Sehfeld eine Besonderheit. Mit 61° scheinbarem Sehfeld zählt das Okular ja schon zu den Weitwinkelokularen, und das obwohl der Hersteller verpflichtet ist dies trigonometrisch zu berechnen. Theorie und Berechnungsgrundlagen hin oder her, bei der 10 fachen Vergrößerung ist das Sehfeld natürlich kleiner, als dies bei einem Glas mit 8 facher Vergrößerung der Fall ist. Allerdings war das Glas auch beim Ansitz im Waldrevier unter 100m völlig ausreichend. Wichtig ist, beim Griff zum Glas das Stück sofort erfassen und ansprechen zu können und dafür ist das El Range 10 x 42 WB mehr als nur gut geeignet.

Dämmerung und Nacht

Besonders überrascht waren wir vom Glas in der Dämmerung. Im Vergleich zu einem 8 x 56 erscheint das Bild natürlich dunkler. Der sehr gute Kontrast erzeugt allerdings ein sehr gutes Bild in einer Qualität, die wir so nicht erwartet hatten. In der Dämmerung ist das El Range 10 x 42 WB problemlos zu führen, so dass wir uns danach auch entschieden es beim Nachtansitz zu testen. Dabei stößt das Glas natürlich an seine Grenzen, was bei einer 4,2mm Austrittspupillenweite auch zu erwarten war. Dennoch könnte man es bei einem Ansitz in den Vollmondnächten durchaus gebrauchen, wenn man keine Alternative zur Hand hat.

Das El Range 10 x 42 WB in der Praxis

Entfernungen messen leicht gemacht

Der integrierte Laserentfernungsmesser bringt nun die wirklichen Stärken des Gerätes erst zur Geltung. Wir haben bisher stets auf einen Laserentfernungsmesser zurückgegriffen, den wir zum Anfang eines Ansitzes im neuen Revier oder auf einem neuen Stand eingesetzt hatten. Zu ausgewählten Geländepunkten haben wir die Entfernung ermittelt und haben die Stücke später durchs Glas oder durchs Zielfernrohr nur noch angesprochen. Mit dem El Range hingegen, wird man regelrecht faul, so einfach ist die Bedienung beim Ansitz. Vor allem bei größeren Entfernungen kann man das Wild beobachten, direkt anlasern und bekommt exakt die Entfernung angezeigt. Auch bei der Drückjagd kann man wie bisher schnell seinen Stand vermessen, danach greift man in der Regel auf kurze Distanzen nur noch selten zum Glas. Man reizt also die Leistungsfähigkeit bei einer Drückjagd nicht wirklich aus. Im Feldrevier haben wir aber getrost auf unseren alten Laserentfernungsmesser verzichten können. Mit der Abdeckung von ca. 70cm auf 100m ist es wirklich einfach, ein Stück direkt anzusprechen, im gleichen Moment mit dem Zeigefinger den Taster zu bedienen und die genaue Entfernung angezeigt zu bekommen. Das Glas verleiht motivierende Sicherheit, wenn man sich entscheidet im Anschluss zur Waffe zu greifen.

Das El Range 10 x 42 WB in der Praxis

Sehr gut ist ebenfalls die zusätzliche Winkelmessung, die man mit dem Programm P2 per Knopfdruck zuschalten kann. Damit ist es möglich den Neigungswinkel mit ermitteln zu lassen und die Messsensorik liefert daran angepasst die Entfernung für den Winkelschuss. In unseren Feldrevieren konnten wir diese Funktion nicht wirklich ausreizen, dass wir die Korrekturwerte auch hätten anwenden können und müssen. Im Gebirge und damit auch auf weite Distanzen ist dies allerdings mit Sicherheit ein Vorteil, zumal sich die Werte auch noch auf einen Ballistikturm übertragen lassen.

Weiterhin gibt es noch einen Scan Mode für den Laser. Hält man die Lasertaste länger als 3 sekunden gedrückt, wird die Entfernung zum Ziel kontinuierlich gemesse. Es ist möglich eine ziehendes Stück zu verfolgen und dabei dauerhaft die Entfernung angezeigt zu bekommen. Der tatsächliche Nutzen hinter dieser Funktion haben wir allerdings nicht ganz verstanden. Es erschließt sich uns nicht wirklich, wann genau diese Funktion jagdpraktisch relevant ist. Wir zumindest haben diese Option nicht benötigt und nur zu Versuchszwecken genutzt.

Betrieben wird der Laserentfernungsmesser durch eine Lithiumzelle, die sich zentral im Fokusras befindet. Mit einem mitgeliefertem Schlüssel, kann man den Deckel öffnen und die Batterie wechseln. Allerdings war dies in den letzten 6 Monaten nicht nötig. Wir haben wohl die Batterielebensdauer von ca. 1ooo Messungen einfach nicht ausgereizt. Ungenauigkeiten in den Messungen konnten wir ebenfalls in Abgleich mit anderen Geräten nicht nachweisen. Konstant die gleichen Werte wurden auch nach mehrmaligem Anlasern an unterschiedlichen Tagen immer wieder geliefert. Bei unseren jagdlichen Distanzen spielt man den Laserentfernungsmesser, der weit über 1ooom reicht, sowieso nicht aus.

Und noch mehr Funktionen

Über die automatische Helligkeitsanpassung kann man die Anzeige den Lichtverhältnissen im Programm 4 anpassen. Diese Funktion haben wir zwar probiert, dann allerdings unterbewusst vernachlässigt, da die Anzeige bei einer Messung wirklich nicht störend ist, und sowieso wie beim Rotpunkt auch immer auf ein Minimum begrenzt werden sollte. Einmal im P1 eingestellt braucht man dies nicht mehr zu verändern. Sollte man an besonders hellen Tagen dennoch gegen die Helligkeit arbeiten müssen, hat man eine Option parat.

Das Field Pro Paket

Das Field Pro Paket soll es ermöglichen schnell im Gelände die Trageweise zu wechseln, oder das Glas schnell vom Riemen zu lösen und wieder anzubringen. Außerdem können diverse Zusatzprodukte angebracht werden. Zu diesem Zweck haben wir das BGP (Bino Guard Pro) und das BSP (Bino Suspender Pro) ebenfalls ausprobiert. Allerdings haben wir beide Produkte nach einem einmaligem Versuch wieder beiseite gelegt. Dies hat allerdings nichts mit diesen Zusatzartikeln selbst, sondern mit dem eigentlichen Trageriemen selbst zu tun. Dieser ist nämlich nicht nur in der Länge über eine Kordel schnell verstellbar, sondern auch extrem angenehm zu tragen, da der verstärkte Riemen ergonomisch geformt und gepolstert ist. Den Riemen um den Hals, das Glas unter dem Reisverschluss der Jacke verstaut, stets griffbereit, schnell zu lösen und einfach funktional. Zusätzlich ist die Okularschutzkappe in dieser Funktion, auch in Verbindung mit den Objektivschutzkappen die zweckmäßigere Alternative. Da ist es wohl lediglich Geschmackssache, für welche Option man sich entscheidet. Man hat jedenfalls Wahlmöglichkeiten. Wir finden die serienmäßige Ausstattung vom Gesamtkonzept am überzeugensten und haben uns permanent dafür entschieden.

Die Objektivschutzkappen selbst kann man ebenfalls komplett abnehmen, was wir allerdings auch nie getan haben. Die Schutzfunktion der Klappen trägt insgesamt zur Robustheit dieses Gerätes bei, die man in diesem Preissegment auch stets aufrecht erhalten sollte.

Fazit

Der Entfernungsmesser und die gesamte Integration in das Glas, in Verbindung mit dem Design, machen das El Range 10 x 42 WB zu einem Fernglas was wirklich Freude macht. Ein hervorragendes Bild, einfache Bedienung und eine robuste, saubere Verarbeitung mit den Annehmlichkeiten des Entfernungsmessers machen das Gerät zum ständigen Begleiter. Mit Sicherheit stellt sich die Frage ob es zwingend ein Glas in dieser Preiskategorie sein muss, welches einen auf der Jagd begleitet. Wer sich allerdings für Geräte in diesem Segment mit all den Annehmlichkeiten und Funktionen entscheidet, wird in keinem Fall enttäuscht sein. Uns hat das Glas als Gesamtkonzept wirklich überrascht und überzeugt, da es wirklich hält was echt verspricht und wir das Potential auch noch bei Weitem nicht ausreizen konnten.

El Range 10 x 42 WB