Was muss denn bitte beim Beobachten am Ansitz beachtet werden? Ist doch im Grund nur „warten bis was vorbeikommt“. Wir stellen in diesem Artikel Beobachtungstechniken vor, die nicht nur helfen ermüdungsfreier zu beobachten, sondern die das gesamte Verhalten am Ansitz für Viele revolutionieren.

Wir kennen das meistgenutzte Verfahren am Ansitz: Warten, ein wenig durchs Glas schauen, warten … bis etwas vorbei kommt. Einige Jäger lesen sogar gern nebenbei noch ein Buch, rauchen Pfeife oder genießen den Sonnenauf- oder untergang. An diesen persönlich gelebten Jagdtraditionen haftet nichts Negatives. Für viele gehören diese Momente der Entspannung einfach zur Jagd dazu. Für viele Jäger ist die Jagd eben auch Erholung und ein Ausgleich zur sonst so dynamischen Arbeitswelt.

Anzusitzen kann für viele aber auch langatmig und ermüdend sein. Besonders ohne Anblick und bei schlechtem Wetter kann es frustrierend werden, wenn mal wieder nichts vorbeikommt. Gefühlt, vergeht die Zeit dann im Schneckentempo. Unser Kopf ist im Grunde nicht beschäftigt. Wir blicken ins Gelände und nehmen doch nichts wahr.

Ziel muss es sein, die Umgebung wahrzunehmen. Durch bewusst angewendete Beobachtungstechniken lassen sich die beschriebenen Effekte minimieren. Die Ermüdungserscheinungen des menschlichen Auges können durch verschiedene Beobachtungsmethoden reduziert werden. Gleichzeitig lässt sich dadurch eine höhere Wahrnehmungsfähigkeit auf der Jagd erzielen. Wir werden Ihnen diese Techniken und Methoden vorstellen.

Hilfsmittel zur Steigerung der Wahrnehmungsfähigkeit

Wahrnehmen bedeutet nichts anderes, als dass wir versuchen unsere Umwelt mit all unseren Sinnen zu erfassen. Auf der Jagd ist dies in erster Linie das Sehen. Aber auch Hören und Riechen kann uns auf der Jagd helfen die Umgebung effektiver und zielgerichtet wahrzunehmen. Dazu nutzen wir Jäger Hilfsmittel, die uns helfen unsere Sinne zielgerichtet einzusetzen und zu schärfen. Das wichtigste Utensil ist natürlich für uns Jäger das Fernglas, welches auf keiner Jagd fehlen sollte.

Aber auch ein moderner, aktiver Gehörschutz kann helfen unseren Hörsinn zu verbessern. Nicht nur schützt ein moderner Kapselgehörschutz* das Ohr vor dem Schussknall, sondern es hilft auch dabei Umgebungsgeräusche zu filtern und zu verstärken. Wer schon einmal mit einem Aktivgehörschutz gejagt hat, wird den Unterschied zu schätzen wissen.

Alle unterstützende Technik hilft jedoch nichts, wenn sie falsch angewendet wird. Der gravierendste Fehler der auf der Jagd beim Beobachten begangen werden kann, ist ununterbrochen durchs Glas zu blicken. Durch die Vergrößerung betrachtet man immer nur Ausschnitte. Das Sehfeld wird hingegen eingeschränkt. Das Auge fokussiert sich auf einen kleinen Ausschnitt. Das periphere Sehen nimmt ab. Die Konzentration nimmt beim Blick durchs Glas jedoch zu. Dies hat eine größere Anstrengung für das Auge zur Folge, was letztendlich Ermüdungserscheinungen des Sehsinns mit sich bringt. Unterm Strich nimmt daher die Wahrnehmungsfähigkeit ab.

Besser und richtig ist es, das Fernglas temporär und Anlassbezogen zu nutzen. Es empfiehlt sich daher das Glas griffbereit um den Hals hängen zu haben. Wann das Glas nun zum Einsatz kommt wird gleich im nächsten Abschnitt deutlich.

Richtig beobachten

Blickt man vom Hochsitz ins Vorfeld ergibt sich für jeden Jäger ein Sehfeld, welches er peripher einsehen kann, ohne dass er sich bewegen muss. Vergrößern kann man das Sehfeld natürlich durch Drehen des Kopfes. Wichtig ist beim Beobachten, dass man sich selbst so wenig wie möglich bewegt. Bewegungen werden von allen Lebewesen viel eher wahrgenommen. Sicherndes Wild versucht ebenso wie wir die Umgebung wahrzunehmen. Querbewegungen werden dabei eher eräugt als Bewegungen, die sich auf uns zu oder von uns weg ergeben.

Daher ist es wichtig, dass man selbst beim Ansitz bequem sitzt und für eine längere Zeit eine entspannte Körperhaltung einnimmt. Es kommt nun darauf an, den Beobachtungsbereich bewusst zu beobachten, systematisch alles mit dem Auge zu erfassen. Dazu empfiehlt es sich im Vordergrund zu beginnen und von links nach rechts, quer das Vorfeld mit dem Auge abzutasten. Anhand einer S-förmigen Linie (siehe Skizzen) wird diese Augenbewegung vom Vorfeld, durch den Mittelgrund, bis in den Hintergrund hinein fortgesetzt. An bestimmten Punkten wird diese Bewegungslinie unterbrochen. Dies können häufig genutzte Wechsel, schwer einsehbare Bereiche, Kusselgruppen, Schneisen oder vielversprechende, markante Geländepunkte sein. Auf diese Punkte gilt es, sich temporär mit dem Auge zu konzentrieren. In dieser Situation ist es genau richtig zum Glas zu greifen und Details dieser Punkte gezielt ins Auge zu fassen. Dadurch soll erreicht werden, geringfügige Veränderungen im gesamten Beobachtungsbereich wahrzunehmen. Wichtig ist insgesamt, dass man einen Punkt nicht zu lange betrachtet. Effektiver ist es, den Blick schweifen zu lassen und den Punkt nach kurzer Erholungszeit erneut anzusehen.

Weg des Auges Wald

Entdeckt man Wild, ist es an der Zeit zum Glas zu greifen und das Stück anzusprechen. Bei Tag gilt es, sich zu 100% auf das Stück zu konzentrieren. Bei hochflüchtigem Wild ist dies in aller Regel schwer. Hier ist es besser das Wild mit dem bloßem Auge zu verfolgen, sich den Punkt des erneuten Einwechselns zu merken und im Anschluss diesen Punkt mit dem Glas oder besser gleich der Waffenoptik aufzufassen. Verhoffen die Stücke plötzlich, ist die vergrößernde Optik der Waffe jagdlich die zweckmäßigere Wahl.

Weg-des-Auges-Gebirge

Spezielle Beobachtungstechniken in der Dämmerung und Nacht

In der Dämmerung benötigt das menschliche Auge in der Regel etwa 30 Minuten, um sich einigermaßen an das Sehen bei Nacht zu gewöhnen. Der Mensch sieht in der Dämmerung generell am schlechtesten. Die allgemeine Nachtsehfähigkeit beim Menschen ist je nach dem unterschiedlich stark ausgeprägt. Des Weiteren schränken folgende Faktoren die Nachtsehfähigkeit zusätzlich ein: Nikotin und Alkohol, Erkältung und Kopfschmerzen, Müdigkeit und allgemein ein Mangel an Vitamin A.

Während man einen Punkt bei Tageslicht direkt ansieht, sollte dies bei Dämmerung oder in der Dunkelheit vermieden werden. Das liegt an folgendem Effekt: Betrachtet man ein Objekt in der Nacht, fehlt unserem Gehirn aufgrund des mangelnden Lichts und Kontrast in der Regel ein Referenzpunkt, um ein stabiles Bild zu erzeugen. Dadurch kann es passieren, dass wir das illusionäre Bild einer Bewegung wahrnehmen. Blickt man damit ein Stück bei Dunkelheit mit dem bloßen Auge direkt an, kann es vorkommen, dass es nur für kurze Zeit wahrzunehmen ist. Durch spezielle Techniken lassen sich diese Effekte aber minimieren.

Scanning Technik

Durch diese Beobachtungsmethode kann in der jaglichen Praxis Wild mit dem bloßen Auge bei Nacht besser angesprochen und mit dem Auge erfasst werden. Ziel ist es, den Blick in einer unregelmäßigen Bewegung, „scannend“ über das zu betrachtende Stück schweifen zu lassen. Dies kann entweder in Form einer 8 oder ∞ erfolgen. Mit einzelnen Serien alle 5 Sekunden, lässt sich so das Stück viel genauer auffassen und ermöglicht ein detailreicheres Ansprechen.

Scanning Technik

Off Center Vision

Hat man für diese Methode nicht ausreichend Zeit, kann man die Scanning Technik vereinfachen. Dazu blickt man einfach ca. 10° mit dem Auge am Wild vorbei, konzentriert sich aber auf das anzusprechende Stück. Auch durch ein Fernglas ist diese Technik bei ausreichendem Sehfeld möglich. Das Stück wirkt wesentlich klarer und ist vom Jäger nun viel besser wahrzunehmen. Besonders beim nächtlichen Ansitz auf Sauen empfehlen wir diese Techniken auszuprobieren und anzuwenden. Es lassen sich wirklich gute Resultate erzielen.

Nutzen der vorgestellten Beobachtungsmethoden bei der Jagd

Off-Center-Vision

Es liegt auf der Hand, dass die Techniken und Beobachtungsmethoden ihre Vorteile nur ausspielen, wenn sie im detailreichen und unübersichtlichen Gelände angewendet werden. In der offenen Feldmark bringen diese Methoden keine zwangsläufigen Vorteile, da alle Bewegungen relativ schnell wahrgenommen werden. Im Wald oder im Gebirge sind sie jedoch von enormem Vorteil. Bei der Auslandsjagd in Afrika oder Nordamerika sind systematische Beobachtungstechniken vor allem auf größere Distanzen unerlässlich.

Revolutionierend wirken sie dann, wenn sie bewusst neu angewendet werden und Jäger ihr Verhalten am Ansitz völlig neu strukturieren. Durch die ständige Bewegung des menschlichen Auges mit einem Schema führt dazu, dass der Jäger systematisch beschäftigt ist und ganz bewusst, kontrolliert und konzentriert „arbeitet“. Die Zeit vergeht schneller und angenehmer. Die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit lässt uns darüber hinaus Dinge in der Natur viel intensiver entdecken. Nicht nur erblicken wir zu bejagendes Wild hinter Bewuchs verborgen ein klein wenig schneller, sondern wir können Leben in der Natur beobachten, welches den zu Beginn angesprochenen Erholungsfaktor maßgeblich steigert.

Jagdlich steigern die Beobachtungstechniken nicht zwangsläufig oder direkt den Jagderfolg. Sie tragen jedoch mit Sicherheit zu einem intensiveren Jagderleben bei. Es lohnt sich diese Methoden auf der Jagd auszuprobieren und anzuwenden.

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