In vorangegangenen Artikel haben wir etwas zur Theorie des Winkelschusses geschrieben. Letztendlich haben wir gesehen, dass kleine Winkel innerhalb der jagdlichen Distanzen kaum Auswirkung auf die Treffpunktlage haben. Allerdings kann ein falsch angesetzter Schuss in einem steilen Winkel sehr verheerende Folgen haben. Daher möchten wir hier das Schießen auf dreidimensionale Ziele etwas näher betrachten.

Theoretische Grundlagen

Im Artikel zum Winkelschuss haben wir festgestellt, dass Winkelschüsse grundsätzlich Abweichungen der Treffpunktlage zur Folge haben, es aber nicht immer zwingend notwendig ist, bei korrekt eingeschossener Waffe, den Haltepunkt zu verändern. Aufgrund der kürzeren relativen Entfernung führt ein Schuss im Winkel jenseits der 45° schon bei niedrigen Distanzen (200m) allerdings unweigerlich zum Hochschuss, der ausgeglichen werden muss. Zur Verdeutlichung haben wir die Abbildung 1 eingefügt. Auf dieser Grafik sehen Sie die Darstellung einer Zielscheibe am Hang in der frontalen Ansicht und in der Wahrnehmung aus einem Blickwinkel von 60°. In unserem Beispiel haben wir eine real gemessene Entfernung von 400m. Da wir mit einem Winkel von 60° schießen, ergibt sich eine relative Distanz von 200m (cos (60) * 400m). Mit unserer Beispielwaffe hätten wir auf 400m einen Tiefschuss von 65cm, auf der relativen Entfernung von 200m aber lediglich einen Tiefschuss von 4cm. Würde man also gemäß der gemessenen Entfernung zum Ziel mit der Visiermarke von 400m schießen, hätte dies einen Hochschuss von 61cm zur Folge. Bei der Zielscheibe muss als0 gemäß dem Beispiel eine Haltepunktkorrektur gemäß der zuvor beschriebenen Rechenmethode mittels des Cosinus vorgenommen werden. Der Haltepunkt ist dementsprechend nach unten zu verlagern bzw. die Abweichung auszugleichen.

Zielscheiben Winkelschuss

Abbildung 1

Herausforderungen in der jagdlichen Praxis

Die Abbildung 2 zeigt eine Gams, die in einem Winkel von 60° am Berg steht und eine weitere Gams in Verlängerung, die parallel zum Boden steht. Weiterhin sieht man die Visierlinie (schwarz gestrichelt) und die Geschossflugbahn (rot), die wie beschrieben bei einem Hochschuss über der Visierlinie verläuft. Anhand der gelben Gams kann man sehen, dass die Korrektur des Haltepunktes ausreicht, um die Geschossflugbahn und damit die Treffpunktlage so in das Leben der Gams zu verlagern, dass die Zielballistik die gewünschte Tötungswirkung an den lebenswichtigien Organgen erzielt. Bei der grünen Gams funktioniert dies allerdings nicht. Obwohl die Visierlinie auf der Blattlinie der grünen Gams liegt, würde das Geschoss dennoch durch die abweichende Geschossflugbahn einen Fehlschuss verursachen. Somit führt die durch den Winkel bedingte Ansicht, beim Schießen auf dreidimensionale Ziele neben der durch den Winkelschuss abweichenden Distanz zum Ziel zu weiteren Abweichungen.

dreidimensionales Ziel

Abbildung 2

Schuss bergab

Abbildung 3

Schaut man nun die Abbildung 3 an, so kann man sehen, dass bei einem Schuss Bergab, ein Hochschuss grundsätzlich kein Problem darstellt. Die Visierlinie zeigt auf die Blattlinie oder den gewohnten Haltepunkt beim waagerechten Schuss. Das Projektil würde unterhalb der Wirbelsäule des Stückes einschlagen und seinen Weg durch das Leben der Gams nehmen.

Schuss bergab 2 Winkel

Abbildung 3

Schuss bergauf

Abbildung 4

Bergauf sieht die Situation jedoch anders aus, wie die Abbildung 4 veranschaulichen soll. Die Visierlinie zeigt nach wie vor auf die Blattlinie, die Geschossflugbahn liegt jedoch weit oberhalb der Visierlinie.

Allerdings muss der Haltepunkt so stark nach unten korrigiert werden, dass sich die Treffpunktlage noch unterhalb der Blattlinie befindet, da ein Auftreffen des Projektils auf der Blattlinie nicht durch das Leben des Stückes fliegt, sondern einen Krellschuss verursachen würde.Der Hochschuss Bergauf bewirkt, dass die Projektile oberhalb der Visierlinie in das Wild einschlagen oder wie in unserem Beispiel das Stück gänzlich fehlen. Diese Fehlschüsse können demnach nur vermieden werden, indem man den Haltepunkt nach unten korrigiert.

Schuss bergauf 2 Winkel

Lösungsansatz

Wie tief muss man anhalten, um den Hochschuss Bergauf auszugleichen? Wir haben eine Tabelle mit Erfahrungswerten der Munition .300 WinMag zusammengestellt, sowie die Daten der Munition aus unserem Winkelschussbeispiel im vorhergehenden Artikel eingepflegt. Anhand unserer Daten haben sich folgendes Werte für das Darauf- oder Darunterhalten bei Winkelschüssen im Hochgebirge ergeben, die nun praxisnah verwendet werden können. Sie können sich eine solche Tabelle für Ihre jeweilige Waffe und Kaliber selbst erstellen und in der Hosentasche mitführen, so dass Sie auf der Jagd im Gebirge stets gewappnet sind. Es empfiehlt sich bei er Erstellung zusammen mit einem erfahrenen Schießlehrer die jeweils individuellen Werte gemeinsam zu erstellen und praktisch zu erproben. So erlernen Sie als Schütze Winkelschüsse handlungssicher und jagdlich anzutragen. Auch an dieser Stelle möchten wir gerne auf die Ausgabe der PIRSCH 14/ 2002 verweisen. Der dort enthaltene Artikel beleuchtet Teilaspekte dieser Thematik und gibt weitere Berechnungsbeispiele für andere Kaliber.

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