(wg) Würde es helfen bei der Schussabgabe relevante Daten ähnlich einer „Blackbox“ bei Flugzeugen zu sammeln? Wäre es nicht interessant zu wissen wie genau man tatsächlich abgekommen ist oder wie ruhig man während der Schussabgabe tatsächlich war? Mit dem MantisX kann man im Sinne einer „Blackbox“ nun Daten beim Schuss aufzeichnen. In mancher Hinsicht kann das System sogar die Funktionen eines Schießausbilders abbilden.

Gefühl und Erfahrungen sind eine Sache, unwiderlegbare Daten aber spielen in einer anderen Liga, wenn es darum geht die eigene Schießtechnik einzuordnen. Der Schuss ist zwar nur ein kleiner, jedoch sehr wichtiger Bestandteil unseres verantwortungsvollen Waidwerkes. Wir sind es dem Wild schuldig saubere und präzise Schüsse anzutragen. Daher setzt sich der waidgerechte Schütze, ob auf dem Schießstand oder im Revier, mit seinem Handwerk intensiv und kritisch auseinander. Der Sinn seinen Schuss zu rekapitulieren und daraus Schlüsse für zukünftiges Handeln abzuleiten steht außer Frage. So sollte man auch nach erfolgreicher Jagd sagen können, wieso das Stück Hochblatt getroffen oder gekrellt wurde. An dieser Stelle ist es nochmal wichtig zu erwähnen, dass nicht der Schuss auf eine möglichst große Distanz das Ziel unserer Bemühungen sein sollte. Ziel des Schützen sollte vielmehr der geringstmögliche Streukreis auf die waidgerechte Entfernungen des Reviers sein. Dies ist auch regelmäßig zu trainieren.

Ein großer Teil der Jägerschaft lebt nach diesem Motto. Viele Jäger nehmen die Angebote der Schießstände, die Hilfe von Schießlehrern oder Weiterbildungsseminare in Anspruch. Und doch sind auch die „fleißigsten“ Schützen, egal ob auf dem Schießstand oder auf der Kanzel die meiste Zeit allein auf sich gestellt. Mögliche Schießfehler bleiben so dem eigenen Urteil und dem eigenen Gefühl überlassen, welches nur allzu oft trügt. Schlussendlich kann niemand selbst wirklich sicher seinen unpräzisen Schuss im Detail den richtigen Ursachen Zuordnen. Dieses Problem versucht nun der MantisX zu lösen.

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Technische Hilfe für präzises Schießen

Technische Erfindungen begleiten als Lösungen für präzisere Schüsse die Jägerschaft von jeher. Zielfernrohre, Stecher und Laserentfernungsmesser sind gern genutzte Schießhilfen vieler Jäger. Dem gegenüber hat sich die Schießausbildung in den letzten Jahrzehnten nur wenig entwickelt. Von Beginn der Schießausbildung des Jagdkurses stanzen wir fröhlich ein Loch nach dem anderen in die Scheiben und verschleppen unerkannte und nicht abgestellte Schießfehler in den final auf das Wild angetragenen Schuss.

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Erst kürzlich sind wir auf ein Produkt des jungen amerikanischen Unternehmen Mantis gestoßen, welches diesen Umstand deutlich verbessern könnte. Das Gerät basiert auf dem Konzept die Bewegung der Waffe zu verfolgen und aufzuzeichnen und nach dem Schuss mit Schießmustern einer Datenbank abzugleichen. Dazu zeichnet es die Bewegungen der Waffe auf. Es ist dabei egal, ob es sich um eine Kurz- oder Langwaffe handelt. Das Bewegungsmuster wird vor, während und nach dem Schuss erfasst. Durch den Abgleich mit einer in einer Datenbank bekannten Schießmustern werden danach Folgerungen für den Schützen abgeleitet und dargestellt.

Funktionsweise und Einsatzmöglichkeiten des MantisX

Die „Blackbox für die Schussabgabe“ besteht aus zwei Komponenten. Einem Sensor, bestehend aus einer ca. 2cm³ großen Gehäuse, welche Platz für die Sensorik und den Akku des Systems bietet. Dieser wird mittels einer Picatinny Schiene unterhalb einer Pistole oder eines Gewehrs befestigt. Die zweite Komponente besteht aus einer iOS und Android fähigen App, welche mittels Bluetooth mit dem Sensor kommuniziert und anfallenden Daten vor, während und nach dem Schuss sammelt. Die Auswertung wird dem Schützen oder dem Ausbilder dann graphisch aufbereitet auf dem Smartphone präsentiert.

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Als Daten werden hauptsächlich die Bewegungen der Waffe rund um die Schussabgabe verarbeitet. Diese versetzen den Schützen oder den Ausbilder in die Lage bewegungsabhängige Schießfehler analytisch genau zu erkennen. Algorithmen in der Analysesoftware sind in der Lage auch selbstständig Bewegungsmuster zu erkennen und mit Schießfehlern in einer Datenbank abzugleichen. Danach werden dem Schützen in Text und Bild Hinweise aufgezeigt, wie er diese Schießfehler abstellen kann.  Das System funktioniert im Trockentraining wie auch im scharfen Schuss. Sowohl dem Schützen als auch dem Schießausbilder steht mit dem MantisX ein System zur Seite, welches diesen in die Lage versetzt die Schießleistung mittels systematisch erhobener Daten zu verbessern.

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Der Jäger kann das MantisX sogar dazu nutzen seine Schießleistung im Revier zu dokumentieren und mit denen auf dem Schießstand zu vergleichen. Der ein oder andere wird überrascht sein, welche gravierenden Auswirkungen die Anspannung der jagdlichen Situation auf unser Schießverhalten hat. Weiterhin kann das System sehr gut als Ergänzung für das persönliches Schießtraining fungieren. Schießtechnisch weniger vorgebildete Schützen, welche der englischen Sprache mächtig sind, erhalten bei der Nutzung von MantisX wertvolle Tipps, was sie an ihrem Verhalten ändern müssen um die Präzision beim Schießen steigern zu können. Gute Leistungsschützen können es zur Übung und visuellen Bestätigung ihrer Schießfertigkeiten gebrauchen. So wird man in die Lage versetzt sehr gute Schüsse stetig zu reproduzieren und kleine Fehler frühzeitig zu erkennen.

Die Befestigung an der Waffe

Als Befestigungsmethode kann zurzeit nur eine Picatinny Schiene, welche zwingend unter der Waffe angebracht werden muss, genutzt werden. Diese ist für die Funktionalität der Sensorik entscheidend. Während das Produkt speziell für US amerikanische Sportschützen- und Jäger entwickelt wurde, kann diese Installation heimische Schützen vor Herausforderungen stellen. Der Hersteller arbeitet zur Zeit daran alternative Methoden für die Befestigung des MantisX zu entwickeln, was insbesondere für europäische Jäger der ausschlaggebende Punkt für den Erwerb eines solchen Produkts sein könnte. So toll die Idee zur Verbesserung der Schießausbildung ist, so ist die Funktionalität für die heimische Jägerschaft noch nicht ganz gegeben. Zum jetzigen Zeitpunkt bleibt ein Gang zum Büchsenmacher daher nicht erspart. Das MantisX ist derzeit nur direkt in den USA (onlineshop von Mantis) für 150 US-Dollar zu erwerben. Ein Vertrieb hier zu Lande ist jedoch geplant und soll auch in kürze etabliert werden. Das Anbringen einer Aufnahme durch den Büchsenmacher dürfte den Preis schnell mehr als verdoppeln. Wer sich dennoch näher mit dem System auseinandersetzen möchte findet mehr auf der Homepage www.mantisx.com.