Wir haben in den vergangenen Artikeln zur Hochgebirgsjagd über den Winkelschuss und das Schießen auf dreidimensionale Ziele geschrieben. Der nächste Schritt ist der Gang auf den Hochgebirgsschießstand und das Durchführen praktischer Übungen. Als Grundvoraussetzung benötigen Sie hierfür eine auf GEE eingeschossene Waffe. Wie Sie nun Ihre Waffe speziell fürs Gebirge einschießen können, wollen wir Ihnen in diesem Artikel erläutern.

Wieso ist ein gut eingeschossene Waffe für die Hochgebirgsjagd so wichtig? Aufgrund von Fertigungstoleranzen und Unterschieden bei den Munitionssorten, muss jede Waffe individuell eingeschossen werden. Eine genaue Kenntnis über die Treffpunktlage der eigenen Waffe auf unterschiedliche Entfernung ist für das Anwenden der zuvor Beschriebenen Techniken unerlässlich. Die Ablage der eigenen Waffen- und Munitionskombination lassen sich auf zwei unterschiedliche Arten überprüfen. Zum einen das Probeschießen auf verschiedene Distanzen, wie es von Scharfschützen noch heute durchgeführt wird, zum Anderen durch die V0-Messmethode. Von Norbert Klups wird eine dritte Variante vorgeschlagen, auf die ich zunächst eingehen möchte.

Norbert Klups empfiehlt in seinem Buch „Das 1×1 der Präzision“ die Waffe nicht auf die GEE, sondern 7cm hoch auf hundert Meter einzuschießen (vgl. Klups, 1×1 der Präzision, S. 118). Er begründet diese Aussage damit, dass eine Waffe die nach GEE eingeschossen wurde nur innerhalb der Distanz der GEE fleck geschossen werden kann. Schießt man jedoch eine Waffe 7cm hoch auf hundert Meter an, so hat man durch die veränderte ballistische Kurve der Waffe, eine wesentlich höhere Reichweite. Die Aussage ist grundsätzlich nicht falsch, sie ist aber an viele Bedingungen geknüpft. Wie wir im Artikel zum Winkelschuss gesehen haben, erfordern die meisten jagdlichen Situationen keine Veränderung des Haltepunktes. Der einzige Fall, wo man den Haltepunkt verlegen muss, ist der steile Schuss auf ein dreidimensionales Ziel. Durch ein verändertes Anschießen der Waffe ändert sich nichts an der Tatsache, dass ich meinen Haltepunkt verlagern muss. Die Methode von Norbert Klups kommt dem Anschießen nach der Battlefield Zero-Methode sehr nahe. Man geht davon aus, dass das Wild, welches bejagt werden soll eine tödliche Trefferzone von 14cm hat. Somit kann man die Scheitelhöhe der ballistischen Kurve auch auf 7cm erhöhen. Hierdurch verschiebt sich meine Pointblank range auf eine größere Distanz und man könnte auf weitere Entfernungen schießen ohne den Haltepunkt zu verlagern. Diese Methode kann auf dem Hochgebirgsschießstand damit recht einfach von jedem selbst getestet werden.

Probeschießen

Nach dieser Variante kommen wir nun auf die zuvor angesprochenen Methoden zum Einschießen der Büchse für das Hochgebirge zurück. Beim Probeschießen ermitteln Sie durch das Schießen von Fünfergruppen auf die Entfernungen 200m, 250m und 300m die Ablagen. Im Grunde ist diese Methode ein auf das Sammeln von Erfahrungswerten angelegte Möglichkeit, bei der sich insbesondere die Schießfertigkeiten für die bevorstehende Gebirgsjagd trainieren lassen.

Dabei ermittelt man auf die Entfernungen simpel die Ablagen, also die Differenz zwischen Streukreismitte und Haltepunkt. Wenn Sie dies gewissenhaft durchgeführt haben, kennen Sie die Ablage Ihrer Waffe auf die verschiedenen Entfernungen und können durch die Korrektur des Haltepunktes diese Ablage ausgleichen. Selbstverständlich notieren Sie sich die Wetterbedingungen, Wind, Höhenlage und ggf. den Winkel unter denen Sie die Ablage ermittelt haben, um bei weiteren Schießversuchen unter anderen Bedingungen Erfahrungswerte zu sammeln. So könne Sie für verschiedene jagdliche Situationen und Entfernungen praxisverwertbare Werte erhalten. Wir notieren uns die Ablagen unserer Waffen mit der dazugehörigen Munition auf einem Stück Gewebetape o.ä. und kleben dieses auf den Schaft unserer Waffe. So haben wir die Ablagen immer am Mann und können Haltepunkte schnell korrigieren. Ebenfalls lassen sich solche Erfahrungswerte natürlich auch auf eine ASV (Absehensschnellverstellung) übertragen, vorausgesetzt Sie nutzen jeweils die selbe Waffen- und Munitionskonfigurationen unter gleichen Bedingungen. Für technikaffine Menschen gibt es von der Firma Accuracy 1st einen Ballistikrechner, den man mit den Daten der Ablagen füttern kann. Dieser wiederum berechnet für Sie sehr genau für alle weiteren Distanzen die Ablagen. Auf der Schießbahn lässt sich dies durch Probeschießen dann testen und bestätigen.

Der große Vorteil im Probeschießen liegt dadurch vor allem im Gewinnen einer Handlungssicherheit im Schießen auf unterschiedliche Entfernungen.

V0-Messmethode

Bei der V0-Messmethode benötigen Sie ebenfalls einen sehr guten Ballistikrechner. Bei dieser Methode ermitteln Sie über eine entsprechendes Messgerät die Mündungsgeschwindigkeit Ihrer Waffe und lassen über den Ballistikrechner die Ablagen errechnen. Danach überprüfen Sie praktisch die Ablagen auf 200m und 300m auf dem Schießstand und geben ggf. die Korrekturwerte in den Rechner ein. Diese Methode ist die 100%-Methode und absolut präzise, dafür allerdings entwas aufwendiger und techniklastig.

Bei allen Methoden kommt man nicht daran vorbei die Waffe im Revier und in der Höhenlage, in der man jagen möchte, nochmals zu überprüfen. Hierfür gehen Sie einfach so vor, wie in dem Artikel zum einschießen im Revier beschrieben und justieren Ihr Zielfernrohr neu. Ist dies geschehen können Sie mit den zuvor ermittelten Ablagen weiterarbeiten.

Zum Schluss möchten wir noch eine Sache erwähnen. Jeder Jäger sollte sich über die Wundballistik seines Geschosses bewusst sein. Ab einer vom Hersteller abhängigen Distanz, entfalten die jagdlichen Deformationsgeschosse nicht mehr Ihre volle Wirkung. Wenn Sie auf hohe Distanzen Wild erlegen möchten, müssen Sie zuvor sichergehen, dass Ihr Geschoss auch auf hohe Distanzen sicher tötet. Auf die Herstellerangaben kann man sich dabei nicht immer verlassen, da diese unter Laborbedingungen entstanden sind. Um wirklich sicher zugehen, sollten Sie einen Beschusstest ihrer Munition auf 300m vornehmen.