In unseren diesmaligen Experteninterview sprechen wir mit dem Geschäftsführer der Firma Brenneke über das hoch interessante Thema „Flintenlaufgeschosse für die Jagd“. Im Zuge der IWA 2019 hatten wir die schöne Gelegenheit, mit dem Experten in Sachen „Brenneke“ ein viel diskutiertes Thema zu erläutern. Zudem ist dieser Artikel der Auftakt zur unserer diesjährigen Artikelserie mit dem Fokus Flintenschießen und Jagd mit der Flinte.

Bevor wir genauer auf die Fragen eingehen möchten wir noch gerne einige Worte zu unserem Experten verlieren. Herr Dr. Mank ist Jg. 1951, hat 1969 Abitur gemacht, und war in den Jahren 1969-1971 bei der Bundesmarine und beendete 1971 seinen Dienst als Leutnant zur See. 1977 hat Dr. Mank das Studium zum Diplom-Volkswirt an der Universität Göttingen absolviert und übernahm 1980 die Geschäftsführung der Firma Brenneke. Neben seiner Funktion als Geschäftsführer war Herr Dr. Mank noch 28 Jahre Vizepräsident der Aktion Fischotterschutz e.V. (OTTER-ZENTRUM) und gründete 2018 die „BRENNEKE-MANK-Stiftung Naturschutz und Jagd“, um nur einige der wichtigsten Funktionen zu erwähnen. Im Jahre 1995 wurde die Firma Brenneke ein internationales Unternehmen durch die Gründung von BRENNEKE OF AMERICA, L.P.

Michael Gast: Herr Dr. Mank es freut mich sehr Sie als Experten für Jagdmunition und im speziellen für Flintenlaufgeschosse heute sprechen zu dürfen. Ich bin persönlich ein Verfechter des FLG’s und Nutzer der klassischen Brenneke-Munition. Da Brenneke schon sehr lange ein Synonym für Flintenlaufgeschosse ist, interessiert meine Leser und mich, wie es dazu kam, dass die Firma Brenneke zu diesem Ruhm gelangte; könnten Sie uns bitte die Firma Brenneke kurz vorstellen und aus Unternehmersicht darstellen, wieso es zu der Entwicklung der „Brenneke“ kam.

Dr. Peter Mank: Mein Urgroßvater Wilhelm Brenneke hatte bei Gründung seiner Gewehr- und Geschossfabrik 1895 in Leipzig eine Vision. Mit seinen waffentechnischen Neuheiten wie dem Sicherheitsdrilling oder der Anpassung des 98er Mauser-Systems für die jagdliche Verwendung und den zwischen 1898 und 1910 erfundenen modernen Jagdgeschossen für Flinte und Büchse wollte er dazu beitragen, dass das Wild ohne vermeidbare Qualen erlegt wird. Zur Entwicklung des Brenneke FLG’s kam es durch Einführung von Flinten mit gechokten Läufen, aus denen die früher üblichen Rundkugeln nicht mehr verschossen werden konnten. Brenneke ist heute ein weltweit vertretenes, mittelständisches Unternehmen, das mit seinen Spezialgeschossen und damit verladener Büchsen- sowie FLG-Patronen in Premiumqualität dem Anspruch seines Firmengründers nach wie vor gerecht wird.

Michael Gast: Der Erfolg des Flintenlaufgeschoss trägt sich bis in die heutige Zeit fort. Allerdings habe ich, im Rahmen der Recherchen zu diesem Interview festgestellt, dass der Markt der Flintenlaufgeschossees stark in Bewegung ist. Können Sie mir und meinen Lesern einen groben Überblick verschaffen, was die aktuellen Entwicklungen auf dem FLG-Markt sind.

Dr. Peter Mank: In den letzten 3 Jahrzehnten war die Entwicklung der Flintenlaufgeschosse auf die Erzielung besserer Präzision und größerer Schussentfernung gerichtet. In letzter Zeit kommen die Forderungen des Marktes nach bleifreien Modellen und solchen für Behördeneinsatz hinzu. FLG’s werden seit über 20 Jahren auch in speziellen Sportdisziplinen wie „Praktische Flinte“ und „IPSC“ eingesetzt. Dies führte zu einer wesentlich größeren Modellvielfalt, wie man dem aktuellen Brenneke-Programm entnehmen kann.

Michael Gast: Ich probiere gerne Sachen aus und bekenne mich auch dazu, dass ich aktiv mit dem FLG jage. Spricht man innerhalb der Jägerschaft über die Nutzung von FLG’s auf der Jagd, hört man, subjektiv empfunden, viele Unkenrufe. Worauf ist Ihrer Meinung nach, der schlechte Ruf der Flintenlaufgeschosse zurück zu führen und wie kann man den Jägern die „Angst“ nehmen?

Dr. Peter Mank: Wenn jemand abwertend über die „Brenneke“ spricht, so beweist er damit seine mangelnden ballistischen Kenntnisse. So halten manche ein im Unterschallbereich fliegendes FLG aufgrund des hörbaren Pfeifens für gefährlicher als eine Kugel. Diese hat in Wirklichkeit ein viel größeres Zerstörungspotenzial  und man sieht erst nach ihrem Einschlag, was sie alles anrichten kann. Ein Mantelsplitter beispielsweise reicht vollkommen aus, einen Menschen zu töten. Die Angst kann man nur durch sorgfältiges Einschießen der Flintenläufe mit genauer Ermittlung der Treffpunktlage sowie häufiges Üben auf den laufenden Keiler nehmen.

Michael Gast: Wo sehen Sie die jagdlichen Anwendungsfelder für Flintenlaufgeschosse in Europa?

Dr. Peter Mank: In erster Linie bei der Drückjagd auf Sauen und anderes Hochwild. Dort sind die FLG’s der Kugel bis ca. 35 m in ihrer zielballistischen Wirkung überlegen. Man muss aber unbedingt einen ausreichenden Vorhalt beachten. Auch für Ansitz und Nachsuche ist die „Brenneke“ wegen der sofortigen Energieabgabe und geringen Verformungsbereitschaft sehr gut verwendbar.

Michael Gast: Legen wir mal die Scheukappen ab und blicken über den großen Teich. Auf Grund rechtlicher Restriktionen sind in manchen Staaten der USA die sog. Sabotslugs (FLG’s mit Treibspiegel), die aus gezogenen Flintenläufen (Slugguns) verschossen werden, sehr populär. Glauben Sie, dass die Jagd mit Sabotslugs auch in Europa in Zukunft mehr Popularität erfahren wird?

Dr. Peter Mank: Ja, davon bin ich überzeugt, und zwar aus folgenden Gründen. Brenneke hat mit dem RubinSabot und dem TOPAS Treibspiegelgeschosse im Programm, die sich auch aus glatten Läufen sehr gut verschießen lassen. Beide haben ein geringeres Gewicht und daher weniger Rückstoß als die meist schwereren Vollkaliber-FLG’s. Eine weiteres Zukunftsaspekt liegt in der Verwendung bleifreier Materialien, die durch den Käfig nicht mit dem Lauf in Berührung kommen.

Michael Gast: Welche Munitionsempfehlung würden Sie mir als Flintenjäger geben und zwar mit Hinsicht auf Präzision der verwendeten Flinten-Munitionskombination?

Dr. Peter Mank: Es kommt auf Ihre Waffe bzw. die dort verwendeten Schrotläufe an. Da die CIP einen größeren Min./Max.-Bereich bei den einzelnen Kalibern vorsieht und es keine Norm für die Gestaltung von Chokes gibt, muss die richtige Munition in jedem Einzelfall durch praktische Erprobung gefunden werden.

Michael Gast: Bringt es in diesem Fall etwas, wenn man beim Kauf einer Flinte darauf achtet, dass der Hersteller bei seinen Waffen die Einhaltung der Langenhagener Norm garantiert?

Dr. Peter Mank: In jedem Fall, denn dann weiß der Hersteller eines Drillings oder einer Bockbüchsflinte, dass er die Läufe entsprechend garnieren muss. Dies kostet einen Aufpreis, der aber durch die gewonnene volle jagdliche Tauglichkeit der kombinierten Waffe gerechtfertigt ist. Auch einläufige Flinten müssen wegen der unterschiedlichen Chokes vorher auf ihre Präzision getestet werden.

Michael Gast: Ich habe noch eine Frage aus persönlichem Interesse. Das Balle Flechè Geschoss der Firma Sauvestre, finde ich auf Grund seiner ungewöhnlichen Konstruktion sehr interessant; wie schätzen Sie diese exotischen Munitionsformen ein bzw. wird es Zukunft bei Brenneke ähnliche Konstruktionsansätze geben?

Dr. Peter Mank: Wir haben uns in der Vergangenheit damit beschäftigt und festgestellt, dass diese sicherlich interessante Konstruktion aufgrund der ständigen Probleme mit den zu hohen Gasdrücken für Brenneke aus Sicherheitsgründen keinen Sinn macht.

Michael Gast: Herr Dr. Mank, ich danke Ihnen vielmals für die Beantwortung meiner Fragen. Ich bin mir sicher, dass einige Leser in Zukunft mehr darüber nachdenken werden, FLG’s auf der Jagd einzusetzen. Das Team Deutscher Jagdblog wird in Zukunft für unsere Leser das Thema Jagen mit FLG’s untersuchen und natürlich auch Jagen gehen. Gerne werden wir auch weiterhin mit Ihnen in Kontakt bleiben, um unsere Ergebnisse von einem Experten beurteilen zu lassen.