In der folgenden Artikelserie beschäftigen wir uns mit den Besonderheiten der Nachtjagd. Der Name verrät es schon, nachtaktives Wild ist in der Nacht aktiv und kann im Rahmen der Einzeljagd auch nur in diesem Zeitraum bejagt werden. Da unser Wild, insbesondere das Schwarzwild, immer heimlicher wird gewinnt die Nachtjagd immer mehr an Bedeutung. Daher möchten wir Ihnen die Besonderheiten dieser „Jagdart“ vorstellen und in bekannter Manier mit dem Planungsprozess beginnen, bevor wir auf weiterführende Aspekte eingehen werden.

 Die Lichtwertskale des Mondlichts

Der Mond ist für den Nachtjäger die wichtigste Planungsgröße und damit der ständige Blick in den Mondkalender obligatorisch. Da der Mond nicht nur im Tagesverlauf wandert, sondern sich dazu die Auf- und Untergangszeiten von Tag zu Tag verschieben, hat der Jäger nur kurze Zeitfenster, die er genau kennen und nutzen muss, um erfolgreich jagen zu können. Wenn man sich jedoch auf das Betrachten der reinen Mondphasen verlässt, kann man in der Planung leicht danebenliegen. Denn nicht immer sind die Nächte rund um den Vollmond die am besten geeigneten. Neben der Mondhelligkeit, die je nach Phase variiert, ist die Höhe des Mondes wichtig, denn sie bestimmt maßgeblich die absolute Helligkeit der Nacht (Nachthelligkeit).

Für eine genaue Planung lohnt es sich, den Tischoffschen Mondhelligkeitskalender zu nutzen. Durch eine patentierte Formel wird die Mondhelligkeit und die Steighöhe des Mondes als Berechnungsgrundlage genutzt. Dabei wird eine Lichtwertskala erzeugt, die dann genaue Informationen über die Nachthelligkeit zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort angibt. Die Skala reicht von 0 bis 10, wobei 10 der beste Wert ist, demnach höchste Steighöhe und Vollmond.

In Bezug auf die Jagd kann die Skala dabei für das bloße Auge wie folgt interpretiert werden:

0,0 – 3,5 Unzureichendes bis schwaches Mondlicht:

  • Wildkörper nur schwer erkennbar.
  • Ansprechen des Wildes und Zielerfassung (Zieloptik) nicht möglich oder problematisch.

3,5 – 5,5 Bedingt brauchbares bis ausreichendes Mondlicht:

  • Konturen der Wildkörper erkennbar.
  • Grobes Ansprechen des Wildes nach Art und Größe möglich.
  • Zielerfassung weitgehend problemfrei.

5,5 – 7,5 Helles Mondlicht:

  • Befriedigende bis gute Sicht.
  • Konturen des Wildes klar hervortretend.
  • Sicheres Ansprechen gewährleistet.
  • Zielerfassung problemfrei.

ab 7,5 Außerordentlich hell:

  • Hervorragende Sicht, auch in die Weite.
  • Mondlicht durchdringt geschlossene Wolkendecken.
  • Differenziertes Ansprechen des Wildes möglich.
  • Zielerfassung absolut problemfrei.

Der Mondhelligkeitskalender

Ein Blick in den Mondhelligkeitskalender für März 2016 von „Wild und Hund“ verdeutlicht die Vorteile dieser Darstellung. Hier werden die Helligkeitswerte in einer übersichtlichen Tabelle auf die Stunde genau dargestellt. Hier wird deutlich, dass die Vollmondnacht am 23.03. weit weniger für die Nachtjagd geeignet war, als die hellste Nacht des Monats am 20.03. Schon ab dem 17.03. war die Nachthelligkeit zur Jagd befriedigend bis gut nutzbar und damit besser geeignet. Der gezeigte Kalender gibt einen guten Überblick über die Nachthelligkeit im Monatsverlauf und wird kostenlos durch die „Wild und Hund“-Redaktion zur Verfügung gestellt.

Mondphasen

Ein weiterer Faktor, der zu berücksichtigen ist, ist der Ort der Jagd. Der „Wild und Hund“-Kalender stimmt für einen Umkreis von etwa 100km um einen Punkt in der Nähe der Stadt Eisenach und damit für die Mitte Deutschlands. Demnach verschieben sich die Zeiten entlang der Ost-Westachse (in Berlin startet das Büchsenlicht z.B. eine halbe Stunde früher als in Aachen). Wer also nahe Deutschlands Grenzen oder im Ausland jagen möchte, der sollte die Seite Lunalink nutzen. Die Nachthelligkeit wird für einen gewünschten Ort berechnet, die Eingabe erfolgt dabei z.B. durch einen Klick in die Karte oder durch Eingabe einer Koordinate. Darüber hinaus kann die Seite auch auf mobilen Geräten angezeigt werden.

Mondphasen

Lunalink stellt dabei eine Vielzahl von Daten zur Verfügung. Klickt man die einzelnen Felder auf der linken Seite an, öffnen sich weitere Fenster. Dazu gehören eine Monatsübersicht der Mond- und Sonnenzeiten sowie eine Nachthelligkeitsgraphik. Die Graphik der „Wild und Hund“ Redaktion ist hier aber etwas übersichtlicher.

Lunalink hat aber einen entscheidenden Vorteil für die langfristige Planung – man kann im Datumsfeld einen beliebigen Tag eingeben und sich dafür die Daten anzeigen lassen. In der Monatsübersicht wird dann die jeweils hellste Nacht rot markiert. Damit wird Lunalink zum perfekte Planungstool für Jagdwochenenden und -urlaube, wenn diese mehrere Monate im Voraus geplant werden müssen.

Für den aktuellen Tag stellt die Plattform zusätzlich die aktuellen Wetterdaten dar und damit hat man die wichtigsten Faktoren, die die Nachthelligkeit beeinflussen, auf einen Blick zur Verfügung. Die Darstellung von Sonnenauf- und -untergang sowie Anfang und Ende des Büchsenlichtes ist für beide Kalender obligatorisch und runden das Angebot ab.

Wer es lieber Offline mag, dem sei der „Wild und Hund“-Mondhelligkeitsjahreskalender empfohlen. Diesen gibt es derzeit zum Schnäppchenpreis von 7 Euro im „Wild und Hund“-Onlineshop.

Die hier vorgestellten Planungstools machen es dem Waidmann leicht, die am besten geeigneten Nächte für die Nachtjagd zu finden und gehören damit in die Toolbox effektiver Jäger. Damit die Nachtjagd dann auch von Erfolg gekrönt ist, sind weitere Kenntnisse und Fertigkeiten sowie die richtige Ausrüstung notwendig. Was am Tage funktioniert, muss nicht immer das richtige Mittel bei Nacht sein. Wir werden uns in weiteren Beiträgen mit der spannenden und anspruchsvollen Nachtjagd beschäftigen.