„Das erste Licht erhellt die kleine Lichtung vor mir am Hang. Ich sitze zwischen zwei alten Buchen mitten in einer Plenterung im Hochsauerland. Mein Pirschweg bis zur Leiter ließ mich von der Bundesstraße aus Richtung Süden den Hang hinunter kommen. Da es noch recht feucht ist, konnte ich mich lautlos nähern. Zu dumm, dass mir das Internet-Wetter eine andere Windrichtung vorgegeben hat, als ich tatsächlich mit meiner Seifenblasendose hier vor Ort feststelle. Durch das Tal weht ein Kesselwind, der sich offensichtlich von Minute zu Minute ändert: Die Seifenblasen gehen schon wieder in eine andere Richtung. Egal: Ich habe mich auf der Leiter so ausgerichtet, dass ich schnell im Anschlag bin, sollte das Wild nicht genau aus meinem Rücken kommen. “

Hier sitze ich und mache derzeit meine ersten Erfahrungen mit der Waldjagd. Momentan bin ich jagdlich nicht erfahren, bisher war ich zwei Jahre lang in einem Feldrevier in Niedersachsen unterwegs. Von meinem Pächter konnte ich dort viel lernen, vor allem was die Praxis im Revier angeht: Wo setzt du dich bei welchem Wind hin, wo sind die gängigen Wechsel, wo äst das Rehwild am liebsten zu welcher Jahreszeit, wie verhält es sich mit der Landwirtschaft im Revier usw. Der Unterschied den ich gerade zur Jagd im Wald feststelle ist bemerkenswert, daher will ich meine ersten Erfahrungen aus den letzten Tagen im Mai zusammenfassen. Für wen das ein oder andere etwas banal klingt – sei es drum.

Pirschweg

Je nach Wetter ist das Erreichen vom Ansitz im Wald deutlich schwieriger als bei der Feldjagd. Hat man bei letzterer landwirtschaftlich genutzte Wege, die ständig befahren werden und zum Teil sogar befestigt sind, so bleiben einem im Wald teilweise nur Schneisen oder der Weg querfeldein durchs Unterholz. Nach langer Trockenheit ist es im Laubwald nahezu unmöglich, sich geräuschlos vom Auto bis zum Sitz zu bewegen. Alles dauert umso länger. Ich bin bei diesen Bedingungen ausschließlich auf leicht zu erreichende Leitern umgestiegen. Das präparieren von Pirschwegen habe ich bisher noch nicht versucht, es erfordert mit Sicherheit erheblichen Aufwand und kann bei starkem Wind im Laubwald von einem Tag auf den Anderen zu Nichte gemacht werden. Zur Orientierung bin ich dazu übergegangen, mir meine Ansitze auf dem GPS meiner Uhr zu vermerken. Wenn man das Revier nicht auswendig kennt, leisten diese Orientierungspunkte wertvolle Hilfe und geben Sicherheit. Das war im Feldrevier nie von Nöten. Man konnte von einer Kanzel aus die umliegenden drei Kanzeln mit dem Glas ausmachen. Die Entfernung zum befahrbaren Weg war selten größer als 100 Meter. Die Leitern im Sauerland-Revier liegen 200 bis 300 Meter auseinander und sind nicht über Wege zu erreichen. Auf jeden Fall sollte man mehr Zeit für den Weg zum Ansitz berechnen.

Pirschweg zum Ansitz

Auge und Ohr

So wie oben beschrieben hat es sich bei meinem zweiten Ansitz im Sauerland-Revier zugetragen. Geradezu blickte ich maximal 60 Meter tief über die Lichtung in den Wald hinein. Zur Linken hatte ich meinen Pirschweg, eine Schneise, die durch Waldarbeiten im vergangenen Jahr geschaffen wurde. Maximale Sicht hier: 20 Meter. Nach rechts und hinten fiel das Gelände steil ab und die Buchen versperrten mir schon nach 15 Metern die Sicht fast vollständig. Es lässt sich vielleicht erahnen, wie sehr viel mehr es auf die Vermeidung von Geräuschen und weniger auf das scharfe Auge des Jägers ankommt. Bevor ich mich vom Auto aus auf den Weg mache, überprüfe ich daher immer die „Klappertarnung“ meiner Ausrüstung. Was der Soldat bereits in der Grundausbildung lernt, ist auch für den Jäger im Wald Voraussetzung, um das Wild nicht durch ungewollte Geräusche in der Bewegung zum oder auf dem Sitz zu verschrecken. So blöd es auch aussieht, ich springe hinter meinem Auto in voller Montur zwei – dreimal auf und ab, schüttele die Beine und höre ob irgendwelche Gegenstände in den Taschen aneinanderschlagen oder sonst etwas raschelt. Ja, das sieht doof aus – hilft aber ungemein!

Steil abfallendes Gelände

Licht und Schatten

Während in meinem Feldrevier im Monat Mai die Jagd noch bis 22 Uhr und weit darüber hinaus möglich war, musste ich im Wald einen deutlichen Unterschied feststellen. Durch die Bäume fällt das Licht nicht so lange bis auf den Boden, die Helligkeit nimmt deutlich schneller ab. So ist im Wald die effektiv günstige Jagdzeit in der Dämmerung kürzer. Allgemein konnte ich das Wild jedoch auch schon deutlich früher am Abend und noch viel später am Morgen ausmachen, als es vergleichsweise in meinem Feldrevier der Fall war. So schoss ich den Jährling beim zweiten Ansitz gegen 09:30 Uhr, bei einem Sonnenaufgang um 05:14 Uhr, da hatte ich schon fünf Stunden gesessen. Im Gegensatz zum Feldrevier ist mir noch etwas am Wild aufgefallen: Wer sich schon mal gefragt hat, warum Rehe so aussehen wie sie aussehen, der beobachte eine Ricke in der Sommerdecke – im Mai – in einem Buchenwald. Die Konturen verschwimmen durch die Färbung der Decke. Im Feldrevier zieht das Rehwild entweder aus dem Mais, Weizen oder über die Wiese und zeichnet sich dadurch deutlich ab. Im Wald hingegen bewegen sich die Stücke zwischen den Bäumen und Ästen hindurch und sind dadurch quasi nie komplett zu sehen. Das erschwert zusätzlich das Erkennen, Ansprechen und die Zielauffassung.

Ausrüstung und Waffe

Am wenigsten musste ich mich von meiner Ausrüstung her auf die Jagd im Wald einstellen. Im Grunde genommen mache ich gar nichts anders als zuvor im Feld. Mir kommt meine Waffe mit kurzem 51cm Lauf im Wald etwas mehr zu Gute, da ich auf der Leiter oder dem Ansitzbock schnell im Anschlag bin und weniger Schwierigkeiten auf engen Leitern habe. Ansonsten empfehle ich einen Berge-Gurt und Fleischerhaken. Bei den Steilhängen im Sauerland ist es deutlich mühsamer, das gestreckte Wild bis zum Weg zu bringen. Der von mir verwendete Aktiv-Gehörschutz, in meinem Fall von Bilsom, lässt sich sehr fein einstellen und ist zum Wahrnehmen von Geräuschen beim Ansitz durchaus besser als das freie Ohr. Leider nimmt der Tragekomfort mit zunehmender Zeit ab, so dass es nach einigen Stunden anstrengend wird. Die genaue Verortung des Gehörten ist dahingegen schwieriger als ohne, da die Mikrofone nach vorne zeigen und die Peripherie schlechter aufnehmen. Es hilft, den Kopf längere Zeit in die verschiedenen Richtungen zu drehen und einen kurzen „Hochhalt“ einzulegen.

Die Sauer von Hendrik

Zusammengefasst

Ohr geht im Wald eindeutig vor Auge. Die geräuschlose Annäherung nach langen Trockenzeiten ist fast unmöglich. Die Orientierung ist schwieriger wenn das Revier unbekannt ist, kann jedoch mit Hilfe von GPS und vorbereiteten POI (Points of Interests – Gespeicherte Wegpunkte auf dem GPS-Gerät) problemlos erfolgen. Ausrüstung und Waffe sollten flexible Anschläge auf der Leiter oder aus der Bewegung heraus ermöglichen, um jederzeit auf Wild aus allen Richtungen reagieren zu können. An Ausrüstung habe ich keine gewaltigen Unterschiede festgestellt. Der Aktivgehörschutz bietet einen Vorteil bei der Wahrnehmung des Wildes – beschränkt sich aber auf das Blickfeld, da die Mikrofone gerichtet sind.

„Stunden sind vergangen und so langsam zweifle ich an der Wahl des Ansitzes hier an der Lichtung. Auf so kurze Entfernung wie hier muss mich das Wild eigentlich schon durch mein Atmen vernehmen. Ich bin etwas enttäuscht und kurz davor abzubaumen, drehe mich jedoch noch einmal nach hinten um. Auf nicht mal zwanzig Meter zieht da aus dem Nichts ein Stück Rehwild hangaufwärts auf mich zu. Schnell erkenne ich den schwachen, noch nicht verfegten Jährling am unsicheren Gang und dem unvorsichtigen Ziehen entlang des Waldweges. Auf zehn Meter bewegt sich das Stück quer zu mir und ich habe alle Mühe, geräuschlos aufzustehen und mich auf der Leiter zu drehen. In der Drehung verhofft der Jährling plötzlich und sichert in meine Richtung. Regungslos halte ich in der Drehung an. Ohne mich vernommen zu haben zieht das Stück kurz darauf weiter, ich schlage langsam auf der Rückenlehne des Sitzes an und lasse fliegen. Der erste Bock des Jahres und der erste in einem Waldrevier liegt im Feuer.“

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