Unser neuer Leserbeitrag vom Revierjäger Paul Rößler erklärt die Auswirkungen der Prädation und den zweckmäßigen Zeitpunkt der Prädatorenbejagung.

Wer sich mit Niederwildhege und dem Schutz von Bodenbrütern beschäftigt, der kommt am Thema Prädation nicht vorbei.

Zuerst einmal ist Prädation ein natürlicher Prozess, der als Teil der Evolution ausgesprochen wichtig für die Gesunderhaltung und Entwicklung von Arten ist. Prädation wird immer erst dann zu einem Problem, wenn die Beutetiere die Prädationsverluste langfristig nicht durch Nachwuchs kompensieren können. Dieser Zustand ist aufgrund des enormen Anstieges an Prädatoren bzw. deren Dichte in ganz Mitteleuropa erreicht. Die natürliche Regulation ist durch den Menschen ausgeschaltet, mindestens aber extrem gestört.

Arten und Auswirkungen der Prädation

Um den Prädatorenbestatz auf ein Maß zu reduzieren, bei dem die Beutetiere wieder bestandserhaltenden Nachwuchs produzieren können, bleibt uns nur die Jagd. Um zu verstehen wie die Bejagung aussehen muss, damit sie zielführend ist, müssen wir uns erst mal anschauen wann Prädation ein Problem darstellt. Zudem stellt sich die Frage welcher Prädator für die Prädationsverluste verantwortlich ist.

Den größten negativen Einfluss hat zweifellos die Prädation der sich auf dem Gelege befindenden Muttertiere. Darauf folgt die Gelegeprädation, da durch sie zumeist das gesamte Gelege zerstört wird. Die Kükenprädation kann natürlich auch ein bestandsgefährdendes Ausmaß annehmen, führt aber seltener zu einem Totalverlust. Die Herbst- und Winterprädation von voll flugfähigen Tieren hat nur in Ausnahmefällen einem bestandsgefährdenden Einfluss, zum Beispiel in extremen Winterlagen.

Das bedeutet, dass der Einfluss von Prädation in der Reproduktionszeit der Beutetiere am höchsten ist. Gleichzeitig geht zu dieser Zeit von den Prädatoren der höchste Prädationsdruck aus, denn auch sie befinden sich in der Reproduktionsphase. Während der einzelne Räuber nur sich selbst versorgt und dabei nur geringfügig Vorräte anlegt, erbeuten zutragende Elterntiere alles was sie bekommen können. Daraus ergibt sich das Ziel unserer Bejagung.

Zeitpunkt der Prädatorenbejagung

Im Frühjahr muss die Prädatorendichte maximal abgesenkt sein und eine Reproduktion von Prädatoren im Revier möglichst verhindert werden.

Schaut man sich nun die einzelnen Raubwildarten genauer an, stellt man fest, dass die Neubesiedelung von Revieren, je nach Raubwildart von Anfang Juli bis Ende März stattfindet. Schafft man es eine Reproduktion der Beutegreifer im Revier durch Entnahme der Reproduktionsträger zu verhindern, findet in den entscheidenden Monaten März bis Juli Prädation nicht ernsthaft statt. Die ab Juli zuwandernden „Jungräuber“ haben aufgrund ihres Jagdverhaltens und ihrer Unerfahrenheit keinen nennenswerten Einfluss mehr auf die bereits flugfähigen Beutetiere.

Deswegen ist eine Winterbejagung zielführender als eine Sommerbejagung, auch wenn diese zur Absenkung der Gesamtdichte und zur Krankheitsprävention sinnvoll und notwendig ist.