Nachdem wir in den vergangenen Artikeln viel über die Vorbereitung und die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Schießtraining geschrieben haben, möchten wir im folgenden Artikel gerne etwas konkreter werden und unsere Gedanken zu den Grundvoraussetzungen für einen waidgerechten Büchsenschuss darstellen.

Viele Leser stellen sich jetzt sicherlich die Frage: „Was ist überhaupt Präzision“? Diese Frage ist nicht leicht zu beantworten, aber wie wir finden, hat Todd Hodnett es folgendermaßen sehr gut auf den Punkt gebracht:

„PRECISION COMES FROM ACCURACY“

Nur wer exakt mit der Waffe arbeitet, stätig reproduzierbare Handlungsabläufe vollzieht und bei wem die Tätigkeiten an der Waffen bereits in Fleisch und Blut übergangene sind, der kann erfolgreich auf 100m Treffen. Ein gutes Maß für einen Präzisen Schuss auf 100m ist ein Streukreis der Schussgruppe von unter 1 MOA (ca. 2,9cm) im Durchmesser. Und wie komme ich da hin? Das soll Thema der Basisschießausbildung Büchse sein.

Vorbereitung des präzisen Büchsenschuss und Trockentraining

Wenn man sich überlegt, was alles bei einem Büchsenschuss Fehlergrößen sein können, so kommt man schnell auf folgende Elemente:

  • Griff bzw. Anschlag
  • Visierbild bzw. Zielvorgang
  • Atmungskontrolle bzw. Pulskontrolle
  • Abkrümmvorgang
  • Durch das Feuer blicken

Die oben genannten Elemente können natürlich um einzelne Punkt erweitert werden, so kann die Standkontrolle (wichtig beim Flintenschießen) oder andere Elemente hinzugefügt werden. Wir möchten gerne in der folgenden Ausführung die oben genannten Punkte genauer beleuchten und zeigen wie man durch eine gute Vorbereitung bzw. Trockentraining Fehler vermeidet.

Griff bzw. Anschlag

Wir haben bereits erwähnt, dass es in der Basisschießausbildung darum geht die größten Fehlerquellen beim Büchsenschießen zu beseitigen. Wieso hat ein falscher Griff bzw. der falsche Anschlag so große Auswirkungen auf meinen Schuss? Im Grunde genommen wirkt sich jede Muskelbewegung im Zeitpunkt der Schussabgabe negativ auf das Trefferbild aus. Idealerweise ist die Büchse im Zeitpunkt der Schussabgabe exakt ausgerichtet, nicht verkantet, die Laufseelenachse zeigt auf den Punkt, den ich treffen möchte und sie bewegt sich nicht mehr bis das Projektil den Lauf verlassen hat.

Durch den richtigen Griff und einen guten Anschlag kann ich genau dies erreichen. Zu einem anständigen Griff gehört es, dass ich die Waffe mit der rechten Hand (wir gehen in den folgenden Ausführungen vom Rechtsschützen aus) am Schaft so umgreife, dass ich die Waffe sicher im Griff habe, nicht versuche Wasser aus dem Griff zu pressen und dabei eine möglichst natürliche Haltung des Handgelenks habe. Am einfachsten ist diese Art der Handhaltung umzusetzen, wenn man eine Waffe ähnlich der Sauer 202 Precision hat. Der Lochschaft ermöglicht eine möglichst natürliche Handhaltung, hat aber auch Auswirkungen auf die Handhabung beim Repetieren.

Der Schaft sollte dort in der Schulter anliegen, wo sich keine Bewegungen des Brustmuskels oder des Schultergelenks auf die Waffe übertragen können. Diesen Punkt kann man ermitteln, indem man die linke Hand in die rechte Schulter legt und mit dem rechten Arm leichte Ruderbewegungen macht. Man schiebt die linke Hand so lange zwischen Schulter und Brustmuskel hin und her bis man den Punkt gefunden hat, wo man am wenigsten Bewegungen spürt. Man wird jedoch keinen Punkt finden, wo keine Bewegungen zu spüren ist. Idealerweise würde man den Schaft am Brustbein aufsetzen allerdings ist der Mensch kein Zyklop, aus diesem Grund muss die Optik in die linke oder rechte Schulter gebracht werden. Sollten Sie diesen Punkt gefunden haben, so ist dies der Referenzpunkt für Ihren persönlichen Schulteranschlag.

Nun da wir wissen, wie man die Waffe halten soll und in die Schulter zu bringen hat, geht es nun darum diese beiden Tätigkeiten zusammenzuführen. Sie umfassen die Waffe in der oben angesprochenen Art und Weise und legen den Schaft an Ihren Referenzpunkt an der Schulter an. Mit der rechten Hand ziehen Sie die Waffen in Ihre Schulter, aber nur so stark, dass der Schaft nicht mehr von Ihrem Schulterreferenzpunkt wegrutschen kann. Im Grunde genommen benötigt man überhaupt keinen Anpressdruck, die Waffe würde auch freischwingend im Raum Ihr Ziel treffen.

Was macht in dieser Situation die linke Hand? Das ist stark von der gewählten Anschlagsform abhängig. Blicken wir der deutschen jagdlichen Realität ins Auge werden wir feststellen, dass wahrscheinlich der Größte Teil aller jagdlicher Schussabgaben im sitzenden Anschlag stattfinden. Für diesen Anschlag wählen Sie sich einfach eine gute Waffenauflage und nehmen die Linke Hand zur Unterstützung unter die Schulterstütze des Schaftes Ihrer Waffe. Sollte Sie im stehen Schießen, so befindet sich die linke Hand ca. auf Höhe der Fischhaut Ihrer Waffe und führt diese. Immer wenn die linke Hand zum Einsatz kommt, hat sie die Funktion die Waffe zu führen, auf keinen Fall versucht man mit der linken Hand die Waffe in die Schulter zu ziehen, dies wäre eine zusätzliche Fehlerquelle. Wichtig hierbei ist es, dass Sie sich auch für die Position der linken Hand einen Referenzpunkt an Ihrer Waffe setzen, so dass die Handposition beliebig reproduzierbar ist.

Ein weiterer wichtiger Faktor des Anschlags beim Büchsenschießen ist die Kopfhaltung. Sind Sie in der glücklichen Lage, dass Sie einen individuell angepassten Schaft besitzen, haben Sie kein Problem Ihre Kopfposition beliebig zu reproduzieren. Sollten Sie jedoch einen Standardschaft verwenden können Sie einige Tricks anwenden, um immer die gleiche Kopfposition an Ihrem Schaft zu gewährleisten. So können Sie beispielsweise durch das Anbringen von Wangenauflagen o.ä. einen Referenzpunkt für die Auflage Ihrer Wange am Schaft schaffen.

Die genaue Erläuterung der verschiedenen Anschlagsarten werden wir in einem anderen Artikel vornehmen, eine kleine Anleitung für den sitzenden bzw. liegenden Anschlag haben wir bereits im Artikel zum Anschießen der Büchse gegeben.

Visierbild bzw. Zielvorgang

Der Zielvorgang besteht aus zwei Phasen. Zum ersten müssen Sie Ihre Visiereinrichtung zentrieren. Wir benutzen noch relativ häufig Kimme und Korn, einfach weil wir es gewohnt sind. Sollten Sie ebenfalls Kimme und Korn benutzen, stehen Sie vor jedem Schuss vor der Herausforderung, dass Sie Kimme und Korn in eine Linie mit Ihrer Augenlinie bringen müssen. Bei der Verwendung einer Optik entfällt dieser Schritt, da Sie bereits ein Visierbild durch den Hersteller vorgegeben bekommen haben. Um die Präzision beim Einnehmen des ersten Visierbildes zu erhöhen, ist es wichtig dass Sie immer die gleiche Kopfposition an der Waffe wählen.

Zielen mit Kimme und Korn

Im zweiten Schritt des Zielvorgangs nehmen Sie Ihr erstes Visierbild und bringen es mit dem Ziel überein. Wenn Sie eine Optik verwenden ist dies relativ einfach, denn Sie müssen lediglich das erste Visierbild mit dem Ziel übereinbringen. Beim Schießen über Kimme und Korn müssen Sie jedoch die Visiereinrichtung wie beschrieben zentrieren und zusätzlich Kimme und Korn mit dem Ziel übereinbringen. Logischerweise können Sie nicht alle drei Elemente (Kimme, Korn, Ziel) scharf sehen, aus diesem Grund empfiehlt es sich den Fokus auf das Korn zu setzen, wodurch man Kimme und Ziel noch ausreichend scharf sieht.

Für das richtige Zielen ist es von immenser Bedeutung, dass Sie Ihre gesamte Körperhaltung bei jedem Schuss zu 100% reproduzieren, um eine Verschiebung der Augenlinie gegenüber der Visierlinie beim Schießen zu vermeiden. Weiterhin empfiehlt es sich mit beiden Augen offen zu schießen, da man so das periphere Sichtfeld nicht zu sehr einschränkt. Grundvoraussetzung hierfür ist natürlich, dass Sie Ihr dominantes Auge kennen.

Atmungskontrolle

Für einen präzisen Schuss ist die richtige Atmung unerlässlich. Es gibt verschiedene Atemtechniken um die Schussabgabe zu verbessern. Welche Auswirkungen die Atmung auf die Trefferlage hat, kann man sich sehr einfach verdeutlichen, indem man die korrekte Schussposition einnimmt, ein sauberes Visierbild herstellt und tief ein- und ausatmet. Sie werden feststellen, dass sich Ihr Visierbild mit der Bewegung des Brustkorbes auf und ab bewegt. Um genau diesen Effekt auszugleichen gibt es verschiedene Atemtechniken.

Im Grunde genommen haben Sie vier Möglichkeiten die Übertragung der Bewegung des Brustkorbes auf die Waffe zu vermeiden. Möglichkeit eins ist, Sie atmen die in Ihrer Lunge befindliche Luft zur Hälfte aus oder ein und halten dann die Luft an. Bei Möglichkeit zwei und drei atmen Sie die Luft zu je ¾ aus oder ein und halten dann die Luft an; oder Sie Schießen sobald Sie genau an dem Punkt sind, wenn der Brustkorb still steht, weil Sie vom Einatmen in das Ausatmen übergehen. Welche der Möglichkeiten Sie verwenden, um Ihre Atmung zu kontrollieren ist vollkommen Ihnen und Ihren persönlichen Vorlieben überlassen und lässt sich nur durch Trockentraining feststellen. Zur vierten Variante sei nur angemerkt, dass wir persönlich kaum einen Schützen kennengelernt haben, der diese Technik beherrscht. Aus diesem Grund empfehlen wir eine Technik zu verwenden, bei welcher der Atem angehalten wird. Verständlicherweise kann man nicht Ewigkeiten vor einem Schuss dem Atem anhalten. Beschränken Sie die Atempausen auf drei bis acht Sekunden. Alles darüber hinaus ist nicht sinnvoll, da bereits nach acht Sekunden erste Sauerstoffmangelerscheinungen auftreten und ein Präziser Schuss nicht mehr möglich ist. Weiterhin hat es noch nie geholfen den Schuss „zu erzwingen“, sprich auf Teufel komme raus beim Anhalten der Atmung einen Schuss abzugeben. Lieber lassen Sie den Finger ruhen, konzentrieren sich erneut auf den Schuss und geben dann einen sinnvollen und vor allem präzisen Schuss ab.

Abkrümmvorgang

Atemtechnik
Trockenuebung Abkruemmen

Der wahrscheinlich wichtigste Punkt, den es beim Schießen zu beachten gilt ist das Abkrümmen. Idealerweise bewegt sich beim Abkrümmvorgang lediglich der Zeigefinger der rechten Hand und das geradlinig nach hinten damit sich keine Muskelbewegung der Hand auf die Waffe übertragen kann. Wie schwer es ist diese Forderung umzusetzen ist leicht ersichtlich, wenn man eine Trockenübung zum Abkrümmen durchführt. Nehmen Sie einen Bleistift oder Kugelschreiben und legen Sie diesen in die Daumenkuhle Ihrer rechten Hand. Das Spitze des Stiftes ruht auf der Fingerspitze Ihres Zeigefingers. Nun führen Sie den Stift mit Ihrem Zeigefinger geradlinig zurück, ohne dabei die anderen Finger zu bewegen. 90% aller Schützen bewegen mindestens den Mittelfinger. Um das richtige Abkrümmen zu üben kann man diese Trockenübung gut durchführen. Sollten Sie Probleme haben Ihren Daumen „ruhig zu bekommen“, können Sie diesen oben auf den Schaft auflegen.

Der Abkrümmvorgang unterteilt sich in drei Phasen. In der ersten Phase gehen Sie mit dem ersten Drittel Ihres ersten Zeigefingergliedes an die Abzugsvorrichtung und führen diese an den Druckpunkt. Bei den trocken stehende Flintenabzügen finden Sie keinen Vorzug.

In der zweiten Phase führen Sie den Abzug in einer gleichbleibenden Bewegung zurück bis der Schuss bricht und sich der Abzug nicht mehr weiter zurückführen lässt.

Im letzen Schritt führen Sie den Abzug wieder kontrolliert nach vorn, bis dieser hörbar und fühlbar wieder einrastet, somit sind Sie wieder sofort am Druckprunkt der Waffe.

Diese Art des Abkrümmens dient dazu kontrolliert den Schuss auszulösen ohne dabei Bewegungen der Hand auf die Waffe zu übertragen.

Für einen Folgeschuss müssten Sie jetzt bei den meisten Jagdwaffen nachladen.

Durch das Feuer blicken

Der Blick durch das Feuer hat mehrere Hintergründe. Zum einen sollen Sie dem Projektil bewusst Zeit geben den Lauf der Waffe zu verlassen. Dadurch sollen plötzliche Bewegungen vermieden werden. Weiterhin sollen Sie das Ziel und viel mehr noch die Wirkung im Ziel beobachten, um das Zeichnen des Wildes beurteilen zu können. Zu guter Letzt soll der Blick durch das Feuer helfen erneut ein sauberes Visierbild auf das soeben beschossene Ziel zu projizieren, um gegebenenfalls einen weiteren Schuss anzutragen. Durch das Feuer blicken und das Wiederherstellen eines sauberen Visierbildes bildet den Abschluss des Schussvorgangs und ist elementarer Bestandteil für den Waidgerechten Schuss.

Fazit

Alle eben angesprochenen Tätigkeiten lassen sich zu Hause trocken üben. Verwenden Sie für die Abkrümmübungen Pufferpatronen und stellen Sie sich ein Ziel in geeignetem Maßstab auf, um das Nehmen des Visierbildes zu üben. Gehen Sie jeden einzelnen Schritt im Kopf durch und führen Sie zu Hause Trockenübungen durch bis die Tätigkeiten und Fleisch und Blut übergegangen sind. Erst dann gehen Sie auf einen Schießstand, ohne sich wirklich Gedanken über Standardtätigkeiten machen zu müssen. Viel Spaß beim Üben! Werden Sie besser!

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