Das Rehwild kommt in nahezu jedem Revier in Deutschland vor, manch einer spricht sogar von der Überflutung des deutschen Waldes. Jeder Jäger sehnt sich nach dem Frühjahr, da in dieser Jahreszeit das Rehwild, vor allem Schmalreh und Jährlinge, effektiv bejagt werden können. In diesem Artikel werden wir genauer auf die Zeit am Jahresbeginn und die damit verbundenen Jagdmöglichkeiten auf Rehwild eingehen.

Reh als Äsungsselektierer und zu allen Tages- und Nachtzeiten aktives Wild, ist nicht nur sehr standorttreu, sondern auch in allen Revieren zu Hause. Bevorzugt werden unsere heimischen Laub- und Mischwälder mit Mast tragenden Gehölzen. Weiterhin findet man Rehwild in deckungsreichen Geländeabschnitten, wie Feldgehölzen und Heckenlandschaften sowie in Randgebieten geschlossener Waldreviere. All diese landschaftlichen Gegebenheiten drängen sich dem Jäger förmlich für einen Ansitz oder die Pirsch auf.

Infographic Bockjagd

Die Jagd auf Jährling und Schmalreh im Frühjahr

Silvester für den deutschen Weidmann ist der erste Mai, denn hier beginnt die Rehwildjagd. Schon in der Vorsaison fiebert jeder, der auf ein Bock hofft, diesem Datum entgegen und trifft die entsprechenden Vorkehrungen. Im amerikanischen Jagdumfeld nennt man die Phase vor Beginn der Jagdsaison, die Phase des „Pre season Scouting“. Der Jahresanfang wird regelmäßig dafür genutzt, Einstände, Wechsel und Äsungsplätze zu erkunden und in Karten zu vermerken. In deutschen Revieren ist dies, aufgrund der meist eher geringen Ausdehnung der Reviere, nicht im großen Umfang notwendig. Allerdings lohnt es sich auch für den deutschen Jäger durch gezielte Reviergänge auf genau diese Dinge zu achten und ggf. mittels entsprechender Apps in seinem Handy oder auf dem Computer zu vermerken.

Der Fokus des Jägers im Frühjahr soll auf dem Jungwild liegen, denn Jährling und Schmalreh können in keiner anderen Jahreszeit erfolgreicher bejagt werden. Für das Wild ist der Frühjahrsbeginn, wie für einen Berufstätigen der Arbeitsbeginn nach dem Jahresurlaub. Man fängt erst langsam, dann immer schneller an, seine „Arbeit“ wieder aufzunehmen und steckt voller Tatendrang (zumindest Menschen, die gerne ihrer Arbeit nachgehen). Die beginnende Frühjahrsaktivität des Wildes sollte man nutzen, um eine gründliche Auslese unter den Jährlingsböcken zu treffen, die den größten Anteil am Abschuss von männlichem Rehwild darstellen.

Der Jährling ist meist der Erste am späten Nachmittag, der sich an bekannten Äsungsplätzen befindet; er zieht entlang von Hecken oder Wechselt über Feldschläge, dies meist in Gesellschaft von Ricken oder Schmalreh. Oft haben wir beobachtet, wie die Jährlinge in einer ständigen Unruhe immer wieder verhoffen, um nicht Gefahr zu laufen, auf einen älteren Bock zu treffen.

Was sind die erfolgsversprechenden Plätze und Zeiten für einen Ansitz oder Pirsch?

In seiner ständigen Furcht, von einem älteren Bock gesprengt zu werden, tritt der Jährling meist am späten Nachmittag, wenn die alten Böcke die Äsungsflächen verlassen haben, in Erscheinung und zieht wie ein neugieriges Kind in der Landschaft umher. In kleinen Revieren ziehen die Jährlinge oft unruhig umher, um die meist sehr eng aneinander liegenden Territorien der alten Böcke zu meiden. Folglich sind die Jährlinge nicht Wechseltreu, sondern scheinbar überall im Revier.

Allerdings kommt der Jährling auch ständig in seinen ihm angestammten Raum zurück. Für die Pirsch oder den Ansitz auf Rehwild, bietet sich im Frühjahr die Zeit zwischen 0600 Uhr und 0900 Uhr, an den zuvor identifizierten angestammten Räumen des Rehwildes an. Die aufgehende Sonne sollte jedoch nicht dazu verleiten die Pirsch/ den Ansitz abzubrechen, denn sobald Ruhe im Revier herrscht, tritt der Jährling auf die Bildfläche.

Spätestens am frühen Abend, wenn die alten Böcke aus ihren Einständen austreten, verschwindet auch der Jährling. In dieser Phase soll der Jäger seine Pirsch beenden und einen Ansitz aufsuchen. Den negativen Eigenschaften einer Pirsch (Beunruhigung des Wildes), kann man aus dem Weg gehen, indem man weniger pirscht und mehr Ansitzleitern, Tarnschirme oder die amerikanische Variante den sog. „Treestand“ zum Einsatz bringt. Wie dies funktioniert erläutern wir in dem Artikel „Die Pirsch mit Ansitzleiter und Treestand“.

Dies führt uns zu den „fünf goldenen Regeln für die Jagd auf Jährlinge und Schmalreh“:

  1. Nutzen Sie den späten Nachmittag im Frühjahr für die Jagd auf Jährling und Schmalreh, die Mutterricken erscheinen zu dieser Zeit oft mit ihren Kitzen auf der Äsung.
  2. In der Zeit der einzelstehenden Jährlingsböcke, findet man diese meistens am Rand von Revieren alter Böcke..
  3. Beim Morgenansitz nicht von der aufgehenden Sonne beeindrucken lassen, auch nach Sonnenaufgang kann es dazu kommen das Jährlimge die Bildfläche betreten.
  4. Beobachte angestammte Räume des Jährlings, Äsungsplätze, Waldkannten und Feldschläge.
  5. Nutze die Zeit nachdem die alten Böcke die Äsungsflächen verlassen haben, dies ist die Stunde der Jährlinge.

Das Verhalten des Wildes „lesen“

Oft beobachtet man den Jährling in der Nähe einer Ricke äsend. In dieser Situation gilt die volle Aufmerksamkeit des Jägers der Ricke. Die Ricke wirft oft auf und äugt jede verdächtige Bewegung des pirschenden oder hinter dem Schirm sitzenden Jägers. Wurde man von der Ricke geäugt, erkennt man dies meistens daran, dass sie den Spiegel spreizt und meistens sofort abspringt. Sollte dies trotz aller Vorsicht geschehen, ist Hopfen und Malz noch nicht verloren. Meist folgt der Jährling der Ricke zögerlich, verhofft nach einigen Fluchten und sichert zurück, um nach kurzer Zeit der Ricke nachzusetzen.

Die Phasen des kurzen Verhoffens bieten dem erfahren Jäger und guten Schützen, die Chance dennoch einen Schuss anzusetzen. Ich habe oft beobachtet, dass ein Fehlschuss nicht zwangsläufig zum Abspringen des Jährlings geführt hat, vielmehr verhoffte das Stück nochmals und äugt in die Richtung aus der geschossen wurde, spätesten nach dem zweiten Schuss, hält es das unerfahrene Wild jedoch nicht aus und sprngt ab.

Ähnlich verhält es sich bei den üblichen Fehlern der Pirsch – knarzender Kies, brechendes Holz – der Jährling springt in den seltensten Fällen ab, sondern er sichert und gelegentlich kommt er auf die Geräuschquelle zu. Dabei äst er zum Schein, setzt evtl. etwas zurück und geht zum „Tagesgeschäft“ über. Auch in diesem Fall kann ein Jäger, der die nötige Ruhe und Ausdauer bewahrt, einen Schuss antragen. Zur Technik des Schießens auf der Pirsch, verweise ich gerne auf den Artikel „Schießen auf der Pirsch“.

Die Bockjagd im Frühjahr

Kommt es Ende Mai dazu, dass die Jährlinge von der Bildfläche verschwinden, ist die Zeit für eine lohnende Bockjagd gekommen. Bemerkt der Jäger den Rückzug der Jährlinge, geht er dazu über die Morgen- und Abendstunden für den Ansitz auf reife Böcke zu nutzen. Diese sind ab Ende Mai bis in den Frühsommer, morgens und abends lange auf den Beinen und können anhand der Schlagplätze und Fegestellen leicht ausgemacht werden.

Erfolgsversprechende Ansitzplätze liegen an den beliebten Äsungsplätzen am frühen Abend. Hier treten die jungen Böcke oftmals auf die Freifläche – ältere Böcke nur, wenn die Plätze in unmittelbarer Nähe zu ihren Einständen liegen. Das untergehende Büchsenlicht ist die Zeit der erfahrenen und älteren Böcke. Hier fühlen sie sich sicher, allerdings ist das Ansprechen nur schwer oder gar nicht möglich.

Ideal für den Morgenansitz, sind Tage nach längeren Regenperioden mit aufgeweichter Äsung an niedrig bewachsenen Schlägen, Wildackern oder großen Freiflächen mit geringem Bewuchs, die durch Strauchwerk oder einzeln stehenden Bäumen aufgelockert sind. Häufig befinden sich bei diesen Gegebenheit die Territorien konkurrierender Böcke. Man kann sich sicher sein, dass sobald der eine Bock den Plätz verlässt, beispielsweise durch einen Abschuss, in den darauf folgenden Tagen ein anderer Bock den Platz seines ehemaligen Kontrahenten einnimmt.

Sobald die erfahrenen Böcke die freien Äsungsflächen verlassen, lohnt sich der Ansitz an kleine Äsungsreichen und versteckten Revierabschnitten. Wir raten an diesen Stellen, den Ansitz zeitgerecht zu beziehen und zwar mindestens eine Stunde bevor das Rehwild seine Einstände verlässt. Wir empfehlen die Zeit zwischen neunzehn und zwanzig Uhr; morgens reicht fünf Uhr.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Monat Mai der Hege des jungen Wildes und die Frühsommerphase der Hege der älteren Böcke gewidmet werden sollte. In den nächsten Artikeln gehen wir nunmehr auf die Jahreszeit nach dem Frühjahr ein und werden das Vorgehen bei der Pirsch beschreiben.

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